Im Museumsbestand von Burg Lichtenberg befinden sich vier Steinkugeln von ca. 10 bis ca. 23 cm Durchmesser und von einem Gewicht von fast einem bis 15 Kilogramm. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich dabei um Munition von Steinbüchsen, die sich zu modernen Kanonen entwickelten, und um Bliden (Steinschleuder) handelt.
Steinbüchsen waren die ersten Geschütze, die mit Schwarzpulverladungen Steinkugeln verschossen. Während die Blidenmunition nur grob behauen war, da dies für eine Schleudermaschine ausreichend war und oftmals eine charakteristische flache Stelle aufweist, so mussten die Steinkugeln für eine Steinbüchse exakter gearbeitet werden, da ansonsten ein wirkungsvoller Einsatz erschwert wurde. Sei es wegen einer Beschädigung des Rohrs („Flug“), durch Druckverlust oder schwer einzuschätzender Flugbahn. Dies versuchte man durch das sogenannte „verpissen“ und „zentrieren“ zu gewährleisten. Blidenkugeln gab es schon im 14. und 15., wohl auch schon im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert. Kanonenkugeln wurden nachweislich Ende des 14. Jahrhunderts eingesetzt. So auch 1523 bei der Belagerung der in unserer Nähe befindlichen Ebernburg. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden die Steinkugeln nach und nach von Eisenkugeln verdrängt und im 17. Jahrhundert gab es wohl nur noch Eisenkugeln.
Alte Listen der Bewaffnung auf Burg Lichtenberg weisen einen viel größeren Bestand an solcher Munition auf, so dass davon ausgegangen werden muss, dass sie ein wesentlicher Teil der Verteidigungsplanung darstellten. Daniel Hinkelmann führt im Westrichkalender 1976 eine Aufstellung aus dem Jahre 1453 an, in welcher eine Steinbüchse mit 35 Steinen aufgeführt wird. Bei Ausgrabungen des 1958 gegründeten „Heimatvereins Burg Lichtenberg“ wurde laut Zeitungsbericht von 1961 eine „Kanonenkugel aus Stein gehauen mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern“ im „gesprengten Turm“ gefunden. Eine Liste der Artefakte des früheren Heimatvereins aus den 1960er Jahren zeigt wiederum eine Steinkugel (30pfünder = 15 Kilogramm), drei Steine kleineren Kalibers sowie die Kugel einer Schleudermaschine aus Stein auf. Über die drei kleineren Steine sowie die Kugel der Schleudermaschine sind keine näheren Angaben zu finden. Von einer vorhandenen Schleudermaschine oder gar Steinbüchse ist keine Rede. Bei den in der Auflistung des Heimatvereins geführten Kugeln könnte es sich um die sich noch auf der Burg befindlichen Stücke handeln. Insgesamt ist zu sagen, dass zumindest eine oder mehrere Steinbüchsen oder sogar eine Wurfmaschine zu den Waffen auf Burg Lichtenberg zählten. Erhalten ist davon, bis auf die erwähnten vier Steine, leider nichts mehr.