Haarbeck erwähnt, dass vorübergehend im 18. Jahrhundert jeden Sonntag drei verschiedene Gottesdienste für Reformierte, für Lutherische und für Katholiken auf Burg Lichtenberg gehalten wurden. Die katholische St. Georgskapelle war für kurze Zeit wiederhergestellt worden.
Im Laufe der Zeit hatte die Burg sich immer mehr ausgedehnt. Innerhalb der weit gezogenen Ringmauern, die nahezu vier Hektar umschlossen, hatte sich eine zahlreiche Bevölkerung angesiedelt: Familien der Burgbeamten, aber auch solche Familien, die in näherem Verhältnis zur Herrschaft standen, ohne Beamteneigenschaften zu haben.
Es ist deshalb erklärlich, dass heute überall auf der Burg sich Reste von Baulichkeiten finden, die nicht mit burglichen Zweck in Einklang gebracht werden können.
Die kriegerischen Verwicklungen des 17. Jahrhunderts hat die Burg noch gut überstanden. Im Jahre 1620, als die Spanier durch die Gegend zogen, wurde die Burg auf der Ostseite mit einem neuen Werke versehen, die alten Befestigen wurden eiligst wieder hergestellt. Im Jahre 1677 (Haarbeck a.a. O. S. 40) heisst es: „Die herrschaftlichen Gebäude waren im Jahre 1661 sehr mangelhaft, sind aber fast durchgehends neu gedeckt und sonsten mit grossen Kosten repariert worden“. Im Jahre 1693 heisst das Herrenhaus „in schlechtem Zustande und mehrentheilss ruinos“. In einem amtlichen Bericht des Kammerdirektors O.H. Webel vom Jahre 1704 heisst es noch: „Das Schloss Lichtenberg ist ein gutes Berghauss, darinnen ein hoher steinerner Turm, ein Hauss mit etlichen zimmern sampt einer Wohnung vor einen Keller, so a parte mit noch ziemlichen Mauern umbgeben, davon etliche gegen das Tal etwas baufällig. Die Täücher uff beiden seind ziemlich baufällig und were fast nöthig, dass mann beydte neu machen liesse, weil das Flickwerk nicht mehr halten will, so auch wegen nöthiger Speicher daselbsten nicht wohl unterbleiben kann. Ausser dem Schloss stehet (die?) gleichfallss mit Mauern umbgebene Burg, das Amptshauss, so der Amptsverweser bewont, und Landschreyberey Hauss, so der Keller jetzt inne hat; sind beide auch baufällig“. (Haarbeck S. 41.) Aber noch das ganze 18. Jahrhundert hindurch stand die Burg und war bewohnt und in Betrieb. Erst ein grosser Brand um 1895, der die Zehntscheune und alle östlich anstossenden Gebäude einschliesslich des Pallas vernichtete, hat wahrscheinlich eine derartige Zertrümmerung der wichtigsten Werksteinkonstruktion herbeigeführt, dass es nicht mehr vieler Nachhülfe friedlicher Zerstörer bedurfte, um den heutigen trostlosen Zustand der Burg zu schaffen.
Auch bestätigt Haarbeck durch die Mitteilung der im 19. Jahrhundert erfolgten Abbrüche die rasch fortschreitende Zerstörung der vom grossen Brande noch übrig gebliebenen Reste. Im Jahre 1804 ist die Schäferei am nördlichen Berghange niedergelegt, von der noch einige trämmerhafte Mauerreste den Standort verraten; 1839 wurde das herrschaftliche Haus der Blicke und Günderode (Nordostecke der Unterburg), 1842 der Pferdestall im Westen der unteren Burg, 1850 das vierte Tor in der Südmauer des vorderen Burghofes der Oberburg, 1887 die Südmauer des Saales und der Altar im östlichen Pallas abgebrochen…..
.…. Fortsetzung folgt.
Quelle:
Recherche Rauch, Burgverwaltung Lichtenberg
Burg Lichtenberg – die Veste und Ihre Erhaltung von Regierungs- und Baurat von Behr 1910