Burg“Einblicke“ – Die Einschußmarken am Haupttor

Wer Burg Lichtenberg besucht betritt die Anlage in der Regel durch das Ende des 16. Jahrhunderts errichtete erste Tor.

Beim genauen Hinsehen fallen in der Eckerquaderung dieses mächtigen Bauewerkes zahlreiche kleine Mulden auf, die auf einen Beschuß hinweisen. Dies wird auch so im Pfälzischen Burgenlexikon Band III angenommen.

Doch woher kommen diese „Schußmarken“?

Die Geschichte der Menschheit ist schon eh und je von Krieg und Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Die Waffen wurden immer effektiver und ausgefeilter. Die Menschen versuchten sich vor Angriffen und Waffen aller Art zu schützen und bauten entsprechende Schutzvorrichtungen wie auch Burg Lichtenberg.

Um 1200 entstanden durchlebte die Burg viele Jahrhunderte in denen sich die Waffen von Bogen und Armbrust über einfache Haken- oder Rohrbüchsen bis zu den modernen Waffen entwickelten.

Die Einschußlöcher in der Haupttorquaderung zeigen eindeutig den Charakter von Feuerwaffen. Doch aus welcher Zeit?

Erste Hinweise geben Fotos aus den 1914er Jahren.

Auf den Bildern sind noch keinerlei „Schußmarken“ zu entdecken, und auch bei der doch relativen ausführlichen Bauwerksbeschreibung von Behr 1910 finden sie keine Erwähnung,  so dass davon ausgegangen werden kann, dass sie neuzeitlichen Ursprungs sind.

Auf einem Bild aus dem Jahre 1959 tauchen die  „Schußmarken“ doch recht deutlich in Erscheinung.

Was ist passiert?

Hilfe könnte der Bericht zur „Orientierten Kampfmittelvorerkundung“ aus dem 2018 bringen.

Demnach wurde die Burg am 19.03.1945 durch Artillerie- oder Fliegerbeschuß beschädigt und am 20.03.1945 durch das 376. US-Regiment besetzt. Also die Burg wird nicht erwähnt, aber Thallichtenberg. Es liegt nahe, dass hierbei auch die strategisch gelegene Burg besetzt wurde.

Die Anzahl der „Schußmarkung“ sowie ihre Verteilung schließen einen „Dummejungen Streich“ oder einfach nur Mutwillen eines Einzelnen recht eindeutig aus. Da nach 1910 entstanden, kommen eigentlich nur Kampfhandlungen während des 2. Weltkrieges in Frage.

Naheliegend ist, dass die „Schußmarken“ durch amerikanischen Artillerie- oder Fliegerbeschuß oder später durch Soldaten des amerikanischen Regimentes entstanden sind.

Belegt ist dies endgültig nicht, aber es ist eine interessante Episode in der langen Geschichte der Burg und schmälert ihren Wert als tolles und beliebtes Auskunftsziel in keinster Weise.

Quelle: Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Orientierende Kampfmittelvorerkundung der Fa. Envi experts Gutachten-Nr.: 2017-413-v01

Recherche Rauch

Text: Andreas Rauch, Burgverwaltung

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