Der Duden definiert eine Spolie (Mehrzahl Spolia) unter Anderem als aus anderen Bauten stammende, wieder verwendete Bauteile.
Auch auf Burg Lichtenberg gibt es unzählige solcher Spolien. Es ist zu erkennen, dass dies wohl schon seit Jahrhunderten Steine in Zweitverwendung eingesetzt werden. Dies ist auch nichts Aussergewöhnliches sondern in vielen Bauwerken auf der Welt üblich.
Spolien auf der Lichtenberg finden sich in größerer Zahl an der westlichen Wehrmauer der Oberburg, aber auch an der großen nördlichen Bastion mit dem Göpelwerk – hier zur Bausubstanzsicherung.
Auf einem hier wiederverwendeten Stein (Höhe ca. 15 cm Breite ca. 10 – 15 cm Länge ca. 20 cm) sind sogar noch Satzfragmente in Rundgotischer Schrift zu erkennen. Dem Schriftbild nach handelt es sich w um „Weiss Rundgotisch“, eine Schrift welche im Jahre 1920 entwickelt wurde.
Die noch zu lesenden Worte (ein)“st uns wiedersehen“ ist die typische Formulierung für einen Abschiedsspruch. Daher könnte die Spolie von einem Grab- oder Gedenkstein stammen.
Aber wann wurde der Stein eingesetzt?
Ein Bild aus dem Jahre 1961 zeigt die noch unsanierte Stelle, 1968 zeigt eine Aufnahme die sanierte Mauer. Sicherungsarbeiten in diesem Bereich der Bastion fanden unter Anderem in dem Jahr 1963 statt, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Spolie bei diesen Arbeiten 1963 seine Verwendung fand. Bemerkenswert ist, dass der so Stein gesetzt wurde, dass der Schriftzug erkennbar blieb.
Auf jeden Fall findet der Steinblock hier eine sinnvolle Verwendung, frei nach dem Steinmetzspruch: „Lieber klauen statt hauen“.
Quelle:
Duden
LAD Rheinland-Pfalz, Mainz
Bilderfundus Burg Lichtenberg
Die Rheinpfalz 1963
Recherche Rauch