Der „gesprengte Turm“

Zwischen West- und Ostpalas auf der Oberburg befindet sich das sogenannte Nordrondell, welches als Flankierungsturm die Nordseite der Oberburg sichert. Durch das den Mauern vorgelagerte Bauwerk konnte ein Angreifer auch seitlich bekämpft werden. Die flankierende Funktion dieses Rondells wurde durch einen wesentlich kleineren, vorgebauten zweiten Zwingerturm verstärkt. Der Zugang erfolgte durch das mächtige Nordrondell. Oftmals fällt in diesem Zusammenhang auch der Begriff des „gesprengten Turmes“ oder des „zweiten nördlichen Zwingerturms“. Nach einer von dem Heimatforscher und Burgwart Daniel Hinkelmann 1961 notierten Überlieferung soll 1677 der französische General Graf Bussy auf seinem Rückzug von Lauterecken in Richtung St. Wendel die Absicht gehabt haben die Burg Lichtenberg zu zerstören. Jedoch sei es der Herzogin  gelungen den General von seinem Vorhaben abzubringen und nur der Form halber eine Sprengung an einem Außenwerk vorzunehmen. Ausgesucht wurde besagter Flankierungsturm. Soweit die Überlieferung, belegt ist sie jedoch nicht und eher in das Reich der Volkslegenden zu verfrachten.

1677 war die Burg im Besitz der Herzöge von Zweibrücken-Kleeburg, die zu der Familie der Wittelsbacher gezählt werden können.

Die damalige Herzogin war Marie Euphrosine von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg (* 14. Februar 1625 im Schloss Stegeborg; † 24. Oktober 1687 im Höjentorp). Ob sich die Dame tatsächlich jemals auf der Burg aufhielt, ist nicht belegt.

Bekannt hingegen ist, dass sich 1677 eine Militäreinheit des Heiligen Römischen Reiches hier aufhielt. Zu jener Zeit war Leopold I. aus dem Haus Habsburg Kaiser im Reich.

Beide Familien konkurrierten miteinander um Macht und Einfluss. Evtl. ließe sich über diesen Zusammenhang die Zerstörung erklären?

Ansonsten sind für das Jahr 1677 keine Erkenntnisse oder Ereignisse über Kriegsabläufe in unserer Region bekannt, welche die Sprengung eines solchen Bollwerkes erklären könnten.

Einen französischen General Bussy gab es zwar, aber nach Recherche ist ein Aufenthalt in besagtem Zeitraum im Remigiusland nicht zu belegen. Die Franzosen erschienen militärisch erst wieder im pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) in dieser Region.

Aber wer weiß, vielleicht tauchen noch Informationen auf, welche Licht in das Dunkel des Geschehenen bringen?

Wie dem auch sei: Bei Auf- und Ausräumungsarbeiten durch den damaligen „Heimatverein“ in den Jahren 1959 bis 1961 trafen die Arbeiter auf eine Brandschicht und darunterliegende Stein- und Schuttmassen, die auf eine gewaltsame Zerstörung des Turmes hindeuteten.

Vermutungen, dass in dem ganzen Schutt noch Artefakte aus alter Zeit sein könnten, bestätigte sich.

Unter anderem fanden die Ausgräber:

Eine Geschosskugel

Glasierte und unglasierte Kachelfragmente mit und ohne Ornamenten

Ein Ofenkachelfragment mit der heiligen Lucretia (s. „Burgeinblicke – die heilige Lucretia“)

Eine zinnene Terrine mit Füßchen

Ein Steinspalter

Drei Weinkrügelchen

Zwei Unterteile einer Öllampe

Lauf eines Vorderladers

Flaschenhälse aus Glas

Eine Kuhglocke

Daniel Hinkelmann vermutete in einem Aufsatz über die Funde im „gesprengten Turm“ 1961, dass es sich dabei um Gegenstände handele, die man der Eile wegen wahrscheinlich vor der Sprengung zurücklassen musste. Wobei auch sicherlich Schutt aus der später abgerissenen Burg seinen Anteil fand.

Die Funde wurden zu einem Großteil auf Burg Lichtenberg der Öffentlichkeit präsentiert. Auch heute noch sind einige Gegenstände hier zu bewundern. Ärgerlich ist hingegen, dass auch viele Funde einfach „verschwunden“ sind.

Text: Andreas Rauch

Text: Andreas Rauch

Quelle:

Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Bericht Daniel Hinkelmann November 1961

Recherche Jan Fickert/Andreas Rauch

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Schlußfolgerungen zur Zerstörung nicht belegt sind und keinen Anspruch auf Richtigkeit haben.

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