Burg Lichtenberg wurde ständig erweitert, ausgebaut, modernisiert und wehrtechnisch aufgerüstet. Dabei blieb es nicht aus, dass alte Substanz verändert, beseitigt und ergänzt wurde.
In der Regel werden Mauerzüge verzahnt errichtet. Hierdurch wird die Stabilität des gesamten Bauwerkes enorm gesteigert.
Treffen zwei zeitlich unterschiedlich errichtete Bauwerke oder Teile davon unverzahnt aufeinander so entsteht eine sogenannte Baufuge.
Diese sind in der Bauforschung von enormer Bedeutung, lassen sich doch Rückschlüsse auf Veränderungen ziehen.
Als Beispiel hierfür sei die “Nordbastion” genannt. Jenes ovale, gewaltige Bauwerk welches sich zwischen Ost- und Westpalas befindet und auch die „Roßmühle“ beherbergt. Betrachtet man sich die Anbindung der Bastion an den Ost- bzw. Westpalas so wird man feststellen, dass die Mauerzüge unverzahnt aufeinandertreffen.
Daraus kann geschlossen werden, dass die Bastion zeitlich später zwischen den beiden Palas errichtet und quasi dazwischengeschoben wurde.
Ein weiteres Beispiel ist die oberste Etage des Prinzenbaus oder Ostpalas.
Baufugen können rechts und links an den Giebelwänden ausgemacht werden. Im Zusammenspiel mit den vorhandenen Fenstergewänden deutet dies auf eine bauliche Änderung in der Renaissance hin.
Nach dem Historiker und Bauforscher Dr. Stefan Ulrich wurde hier vorhandenes Fachwerk durch die noch sichtbare Steinbauweise ersetzt.
Es gäbe noch viele Beispiele anzuführen, wuchs und veränderte sich die großartige Burg über die Jahrhunderte ständig, je nach Erfordernis ihrer Bewohner.
Quellen: Recherchen Rauch
Dr. Stefan Ulrich – Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Burg Lichtenberg (Westricher Heimatblätter Juli 2016)