Burg“Einblicke“ SPEZIAL– „Burg Lichtenberg Die Veste und Ihre Erhaltung“ – eine Beschreibung aus dem Jahre 1910 – Teil 1

Burg“Einblicke“ SPEZIAL–
„Burg Lichtenberg Die Veste und Ihre Erhaltung“ – eine Beschreibung aus dem Jahre 1910
Im Rahmen unserer Burg“Einblicke“ möchten wir nach und nach diesen Bericht zugänglich machen – es lohnt sich daher unsere Veröffentlichung zu verfolgen.
Nachdem Burg Lichtenberg mehr und mehr an Bedeutung verloren hatte, durch zwei große Schadensfeuer in den Jahren 1799 und 1871 geschädigt und schließlich als Steinbruch mißbraucht wurde übernahm ab 1894 der preußische Staat die Oberburg und gebot dem wilden Abbruch Einhalt.
Die Menschen waren sich der ehemaligen Bedeutung der Anlage wohl bewußt und begannen die Burg zu sichern, zu erforschen und teilweise aufzubauen.
Teil I:
„Am südlichen Ende der Rheinprovinz, dicht an der pfälzischen Grenze, erheben sich auf langem Bergrücken die grossartigen Ruinen der Veste Lichtenberg, der einstigen Beherrscherin des Landes, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Verfall und der Vergessenheit überantwortet, erst jetzt durch das einmütige Zusammenwirken des Staates, der Provinz und des Kreises vor dem Untergang errettet und zu neuem Leben erweckt“ .
So beginnt ein Bericht des Regierungs- und Baurats von Behr über die erstmalige staatliche Erforschung und Sicherung der Burg Lichtenberg in den Jahren 1905 – 1910.
„Sie stellt heute wieder nicht nur das Hauptmerkmal des Kreises St. Wendel aus dem Gebiete der Profanbauten dar, sondern zugleich die bedeutendste Burgruine, bedeutend nicht nur ihrer Größe nach, im südlichen Teil der Rheinprovinz und eine der merkwürdigen Burganlagen westlich des Rheins überhaupt. Die Geschichte der mächtigen Ruine, welche in der Längenausdehnung von insgesamt 400m in den Rheinlanden von keiner anderen Burg übertroffen wird, ist noch wenig geklärt.
Was davon bekannt ist, verdanken wir vor allem den unermüdlichen Forschungen des Pfarrers Walter Haarbeck in Thallichtenberg, der das Ergebnis derselben in seiner Arbeit: „Lichtenberg, Geschichte der Kirchengemeinde………………………“
Veröffentlicht wurde das Ganze 1911 in einem „Sonderabdruck aus dem XV. Bericht über die Tätigkeit der Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz und der Provinzialmuseen zu Bonn und Trier“.
Wie es weitergeht erfahren Sie demnächst. Bleiben Sie dran
Quelle: Recherche Rauch, Burgverwaltung
„Burg Lichtenberg – die Veste und Ihre Erhaltung von Regierungs- und Baurat von Behr 1910“

Burg“Einblicke“ – Buckelquader

Eines der auffälligsten Bauwerke auf Burg Lichtenberg ist sicherlich der  zwischen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dem frühen 13. Jahrhundert entstandene Bergfried. Der Bau fällt damit in die Zeit der staufischen Herrschaft und weißt als eines der typischen Merkmale von Profanbauten  der Stauferzeit die Verwendung von Buckelquadern auf.

Aber was sind eigentlich Buckelquader und welchem Zweck dienten sie?

Gleich vorneweg: Die Frage zu Herkunft, Ursprung und Zweck der Buckelquader ist nicht eindeutig beantwortet.

Buckelquader sind bearbeitete Steinquader welche eine Erhöhung auf der Sichtseite aufweisen. Dabei sind je nach Entstehungszeitraum verschiedene Formen möglich, wobei grob 3 Generationen unterschieden werden können

  1. Generation: Die Buckel sind roh behauen (früheste Form)
  2. Generation: Die Buckel wurden überarbeitet geformt (klassische Form)
  3. Generation: Die Buckel wurden flach abgearbeitet und gliedern als „Kissen“ weich und gefällig die Fläche (Spätzeit).

Es gibt einige Erklärungsansätze über Sinn und Zweck der Buckequader welche mehr oder minder nachvollziehbar und glaubhaft erscheinen.

Zweck- oder Kunstform – oder vielleicht Beides?

So gibt es die Auffassungen die Buckel sollen das Hochschiebens von Sturmleitern verhindern oder dass die Buckel einfach aus Kosten- und Zeitgründen stehen gelassen wurden, evtl. sogar erst später abgearbeitet werden sollten.

Beide Theorien erklären aber nicht die formale Entwicklung der Steinform wie das kissenartige abglätten in  späterer Zeit und das Vorsehen eines Randschlags um den Buckel.

Um 1150 tauchen Buckelquader erstmals auf. Es war die Zeit der Staufer, eine Zeit der neuen politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit, ein neues Gottes- und Menschenbild ein Aufbruch in eine neue Zeit.

In dieser Veröffentlichung wird die These unterstützt, dass Buckelquader einfach dem Ausdruck der schöpferischen Kraft, der Kunst, von Macht und Erhabenheit dienten. Tatsächlich erscheint ein Bauwerk mit Buckelquadern dem Betrachter mächtiger und imposanter.

Die Buckelquader des Lichtenberger Bergfrieds sind nur an den Ecken zu finden und die Kantenlänge reichen von ca. 40 auf 20 cm bis zu ca. 90 auf 40 cm. Die Dicke ist, sofern nachvollziehbar, zwischen 30 und 40 cm .

Die Formgebung  der Quader reicht von eher groben bis zu nachgearbeiteten Buckeln. Warum dies so ist müsste noch erforscht werden. Gerade in der Baugeschichte geschieht nichts von heute auf morgen. Hat das Neuere das Altere nur nach und nach überlagert und ersetzt oder gab es andere Gründe?

1983 wurde der Bergfried aufgestockt. Die ab ca. Höhenmeter 19 verwendeten Randsteine sind jüngeren Datums und nicht der Stauferzeit und dem ursprünglichen „mittelalterlichen“ Turm zuzurechnen.

Quellen:

Recherchen Andreas Rauch, Burgverwaltung

Wilfried Pfefferkorn „Buckelquader an Burgen der Stauferzeit“ 1977

 

Burg“Einblicke“ – Schüsselpfennig

2024 erhielt der Landkreis Kusel aus dem Nachlass des Sammlers Wolfgang Haiduk, Schönenberg-Kübelberg ein sogenannter „Schüsselpfennig“ des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken aus der Zeit Ludwig des I. (*1424 +1489). Burg Lichtenberg stand von 1459 – 1489 in dessen Herrschaft.

Der Durchmesser der Münze beträgt ca. 1,5 cm, die Materialstärke ca 0,25 mm.

Schüsselpfennige wurden aus einem besonders dünnen Blech (zumeist Silber, Billon, Kupfer oder Gold) hergestellt.

In der Regel sind sie wegen der Dünne ihres Metallblechs nur einseitig geprägt.

Der Schüsselpfennig diente im frühen 14. Jahrhundert vor allem in Südwestdeutschland und Teilen der Schweiz tatsächlich als Zahlungsmittel. Seinen Namen verdankt er seiner für Münzen doch sehr unüblichen Formgebung, die an eine kleine Schüssel erinnerte. Dass der Schüsselpfennig zum Rand hin leicht teller- oder eben schüsselartige gewölbt ist, liegt daran, dass er mit einem Münzstempel geprägt wurde, dessen Durchmesser kleiner als der Durchmesser des verwendeten Schrötlings (Rohmünze) war.

„Unser“ Schüsselpfenig ist ein typischer Vertreter dieser Münzart. Aufgrund der Dünne des Materials ist auf einer Seite die Prägung klar zu erkennen, die sich auf der Rückseite quasi als Negativ durchschlägt.

 

Quelle:

Recherche Andreas Rauch, Burgverwaltung Lichtenberg/Pfalz

btn-muenzen.de/muenz-ratgeber/muenz-lexikon/schuesselpfennig/

Münzhandlung Reppa ,Pirmasens

Burg“Einblicke“ – Balkenauflage für Gewölbelehre

Auf der Nordseite der „Oberburg“ stehen noch die imposanten Aussenmauern des „Westpalas“. Gerne als Fotokulisse genommen fallen dem aufmerksamen Betrachter auch Kleinigkeiten in der Baustruktur auf, welche über die Entstehung des Baues Aufschluss geben.

Aber Eins nach dem Anderen:

Auf heutiger Bodenhöhe befinden sich 4 fensterartige Öffnungen welche früher höher lagen und durch die Tageslicht in das Erdgeschoss des Palas hereinfiel.

In den Vorderen und Hinteren oberen Ecken sind mehr oder minder gut zukennende Aussparungen in den dort gesetzten Steinquadern welche zum zum Teil vermauert wurden aber auch durch den Zahn der Zeit einfach abgeschliffen sind.

Doch welchen Zweck erfüllten sie?

Wahrscheinlich handelt es sich um eine Balkenauflage für eine Gewölbelehre um so das kleine Tonnengewölbe über den Öffnungen mauern zu können. Übrigens eine Technik die ja heute auch noch eingesetzt wird.

Ist Ihnen diese „Kleinigkeit“ schon aufgefallen? Wenn nicht kommen Sie doch einmal vorbei und sehen es sich an.

Quelle:

Recherche Andreas Rauch, Markus Siefert, Wörrstadt-Rommersheim. Nicolai Knauer, Heilbronn