Am 05.10.1963 berichtet die „Nahe-Zeitung“ über einen aussergewöhnlichen Funde auf Burg Lichtenberg
„Bei Aufräumungsarbeiten auf der Burg Lichtenberg hinter dem 1. Tor wurde am Donnerstag ein Skelett gefunden. Es lag 38 cm unter der Erde verscharrt. Von dem Fund wurden sofort die Gendarmerie und das Gesundheitsamt verständigt. Die an Ort und Stelle vorgenommen Untersuchen ergaben jedoch, daß das Skelett zwischen 40 und 100 Jahren an dieser Stelle liegt. Die genauere Bestimmung konnte verständlicherweise vorerst noch nicht erfolgen, doch werden die Untersuchungen fortgesetzt um die Todesursache festzustellen und genauer zu bestimmen wie lange der Tote an dieser Stelle ruht“.
Auch „Die Rheinpfalz“ berichtet in ihrer Ausgabe vom 11.10.1963:
„Wie bereits berichtet, wurden bei Erdausschachtungsarbeiten auf Burg Lichtenberg ein männliches Skelett an ungewöhnlicher Stelle und nur 38 cm tief vergraben gefunden. Zwischenzeitliche Untersuchungen haben keine weitere Anhaltspunkte über Alter und Todesursache des Mannes gegeben. Burgwart Hinkelmann und seine Helfer haben das ganze Erdreich um die Stelle gesiebt, ohne Stoffreste oder weitere Gegenstände, die auf die Identität des Toten schließen lassen, zu finden. Der Tote war in ein Loch geringen Ausmaßes zusammengekrümmt gelegt worden. Kiefer und Zähne sind vollständig und gut erhalten, so daß es sich um einen jungen Mann gehandelt haben muß. Zur Zeit wird erwogen, dass Skelett zur weiteren Untersuchungen an ein Fachinstitut zu leiten.“
Soweit die Presse.
Der damalige Burgwart Daniel Hinkelmann ist der Angelegenheit weiter nachgegangen. Seine Ergebnisse seien hier vorgestellt:
So läßt er uns wissen, dass das Skelett am 03.10.1963 durch den Amtsarzt Dr. Schrempf, Birkenfeld untersucht wurde. Nach dessen Auffassung handelte es sich um einen jungen Mann über 25 Jahre. Die Liegezeit sei zum Zeitpunkt des Fundes zwischen 40 und 100 Jahre.
Am 05.10.1963 wurden die Skelettreste von Daniel Hinkelmann und Hans Schenkel aus Thallichtenberg, soweit noch vorhanden, restlos ausgegraben und von Hinkelmann in Verwahr genommen.
Dann kamen Informationen von ungeahnter Seite. Daniel Hinkelmann schreib hierzu am 16.02.1964:
„Ich sprach heute bei Frau Anna Kreutz in Etschberg wegen der evtl. Übergabe des schriftlichen Nachlasses ihres Vaters (Nagelschmied und Heimatdichter) Christian Forsch vor.
Bei dieser Gelegenheit erklärt mir Anna Kreutz unter meiner Zusicherung, daß ich erst nach ihrem Tode etwas veröffentliche…:“
Anna Kreutz: „Ich habe vor einiger Zeit in der Zeitung gelesen, daß man auf der Burg Lichtenberg einen Skelettfund gemacht habe, und daß man bezüglich der Person die da verscharrt war, völlig im Unklaren sei.
An nannte u.a. einen jungen Mann, der durch US-Fliegergeschoss in Bledesbach schwer verwundet, nach Kusel in das Krankenhaus und dann angeblich zu einer US-Army-Sanitätsstation (in der Jugendherberge) auf der Burg Lichtenberg verbracht wurde.
Ich habe nun durch meinen im Jahre 1944 hier verstorbenen Vater folgendes erfahren und das soll um der Gerechtigkeit willen nicht weiterhin ein Geheimnis bleiben:
Neben dem Elternhaus meines Vaters (im alten Amtsmannhaus) stand die Behausung der „P.L.“ und dabei in der Kellerei, die des Friedrich Decker. Zu der Familie der P.L. gehörte vorübergehend ein Junggeselle, der, weil sehr sparsam, im Besitz von etwas Geld war.
Es hätte sich bei diesem um einen Messer- oder Nagelschmiedgesellen, (gehandelt) die damals auf der Burg stark vertreten waren, der von auswärts kam, hier arbeitete, so es zu (der Zeit) auf der Burg üblich war.
Eines Tages sei aufgefallen, daß sich der junge Mann nicht mehr sehen ließ, er war wie vom Erdboden verschwunden. Zuletzt, nachdem derselben nicht mehr zum Vorschein kam, auch man von der Quartiergeberin auf Befragen keine Antwort bekam, habe es Jedermann auf der Burg als ein offenes Geheimnis betrachtet, daß dieser von den Mitbewohnern des Hauses wegen seines Geldes umgebracht und irgendwo verscharrt worden sein.
Ich glaube nun bestimmt, daß es sich bei den gefudenen Skelettresten um die des jungen Mannes handeln müssen, den man um in den Besitz des Geldes zu gelangen ermordet habe.“
Daniel Hinkelmann begab sich nach dem Gespräch direkt in das Gasthaus auf dem Remigiusberg und notierte die Aussage von Frau Kreutz. Er hielt sein Wort und informierte, wie versprochen, lediglich den 1. Vorsitzenden des Heimatvereins über die neuen Erkenntnisse. Dieser war jedoch nicht ganz so verschwiegen, da die Geschichte schon kurz darauf die Runde machte.
Anna Kreutz verstarb am 02. Juli 1975
Daniel Hinkelmann verfolgte die Geschichte trotzdem weiter. Er durchforstete die in Frage kommenden Standesamtsregister 1860 – 1900 auf irgendeinen Hinweis, konnte jedoch nicht fündig werden.
Er kommt zu dem Schluß, dass die Geschichte von Anna Kreutz der Wahrheit entsprechen dürfte und der namenlose junge Mann von seinen Mitbewohner ermordet wurde.
In jener Zeit war das Meldewesen noch nicht so ausgeprägt. Auf der Burg war ein dauerndes unkontrolliertes Kommen und Gehen von Arbeitern und Handwerksgesellen. Ausserdem wanderten viele Menschen in aller Stille und ohne große Nachricht zu hinterlassen aus. Sie galten irgendwann, wenn überhaupt, als verschollen.
So dürfte auch zu erklären sein, daß kaum jemand von dem Verschwinden des jungen Mannes ausserhalb der Burg oder behördlicherseits Notiz genommen wurde. Wirklich interessiert für das Verschwinden habe sich nur die direkte Nachbarschaft.
Also bleibt es doch mehr oder weniger ein ungeklärter Fall. Von offizieller Seite gibt es keinen abschließenden Bericht. Und wie endet die Geschichte von dem mysteriösen Skelett oder dem Mord auf Burg Lichtenberg? Wie sie begonnen hat. Mit einem Fragezeichen!
Quelle: Niederschriften und Vermerke von Daniel Hinkelmann