Lebensräume

Burgen haben ihren Reiz. Auch heute üben sie auf viele Menschen eine Faszination aus die schwer zu erklären ist. Ihre ursprüngliche Bedeutung und Bestimmung haben sie allerdings größtenteils verloren.

Burg Lichtenberg war in vergangen Zeiten wichtiger Verwaltungsmittelpunkt zunächst unter den Veldenzern als Machtzeichen und als Mittelpunkt der oberen Grafschaft Veldenz. Nach deren Aussterben 1444 war sie Verwaltungszentrum des Oberamtes Lichtenberg und galt als wichtigste und größte wehrhafte Anlage des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken.

Sie war durch die Jahrhunderte Lebensmittelpunkt und Aufenthaltsort vieler Menschen.

Angefangen von den einfachen Wachen, Soldaten und den Bediensteten über die Burgmannen und Verwaltungsbeamten bis hin zu den Aufenthalten der Grafen von Veldenz und den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken.

Alle wollten untergebracht und versorgt sein. Die Burgmannen hatten zum Teil ihre eigenen Häuser über Generationen auf der Burg. Es gab Gärten und Obstanlagen, Gesinde-, Wirtschafts- und Wohnhäuser für die niederen Stände sowie die Herrschaften, in denen sie sich wochen- oder sogar monatelang aufhielten. Sogar ein beachtlicher landwirtschaftlicher Hof war zeitweise vorhanden.

In diesem Beitrag soll ein kleiner Einblick hierzu gewährt werden:

So enthält eine Kellereirechnung aus dem Jahre 1625 eine Aufstellung des herzoglichen Inventars. Dabei werden auch verschiedene Räumlichkeiten aufgeführt, darunter das pfalzgräfliche Gemach, die Kammer des Pfalzgrafen, das Gemach der pfalzgräflichen Gemahlin, die Jungfrauenstube, das grüne Gemach, Küche, die Stube auf dem Stock (in der 1. Etage), die Kammer darüber, die Silberkammer, den Gesindesaal, die Küche, das Backhaus, Rüstkammer, Keller und Kelter, Junkerstube, Reiterkammer, Kanzlei und verschiedene Speicher, Schreibstüblein,  Amtsstube, Badestube und weitere Andere.

Die Burg war also als Lebensmittelpunkt ausgelegt und bot auch den Herrschaften bei ihrem Besuch Unterkunft und Bequemlichkeit.

Nach und nach ging allerdings die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der Burg verloren.

1758 wurde der Amtssitz von Burg Lichtenberg nach Kusel verlegt. Bewohnt blieb sie aber weiterhin.

Eine Liste aus dem Kirchenschaffneiarchiv Zweibrücken zählt Gebäude aus dem 18. Jahrhundert auf, die sich auf der Burg befanden. Neben der Kirche werden 15 weltliche und zehn wirtschaftliche und öffentliche Gebäude aufgeführt: Amtshaus, Amtsstube Uhrenturm, Backhaus, ein Gewölbe im Garten (evtl. Gewölbekeller in der Zehntscheune?), Scheune, Landschreibereihaus, Waschküche samt Kuppelturm, Scheunen mit Schweineställen, Holzschuppen, Kellereihaus, zwei große Ställe, Holzschuppen, Invalidenhaus, Wachthaus und Vorgebäude, Speicherbau, runder Speicherbau, Prinzenbau, dicker Turm, alte Hofküche, Gebäude auf dem Pulverturm, Gefängnisturm und Schäferei.

Der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit war aber nicht mehr aufzuhalten. 1796 plünderten Soldaten der französischen Rheinarmee die Burg, 1799 fielen zahlreiche Gebäude einem Großbrand zum Opfer. Weder das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken noch ab 1815 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha zeigten großes Interesse an dem Erhalt der einstmals so stolzen Burg.

1834 kam die Burg dann zum Königreich Preußen. Die Burg wurde für den Abbruch versteigert, was großen Verlust historischer Substanz zur Folge hatte. 1839 wurden die Reste des herrschaftlichen Hauses der Blicke und Günderode, 1842 der Pferdestall, beides auf der Unterburg, abgebrochen,  1850 das vierte Tor in der Südmauer, 1887 die Südmauer des Saales und der Altar im östlichen Palas.

In der Ruine ansässige Familien erwarben einzelne Parzellen ihrer Häuschen, Ställe und Scheunen. Und so existierte um die Mitte des 20 Jahrhunderts ein eigenes Dörfchen „Burglichtenberg“ mit ca. 20 Familien, die sich als Vogelzüchter, Backofenbauer, Nagelschmiede und Leinenweber mehr oder weniger gut ihren Lebensunterhalt verdienten.

Endlich wurde die Anlage 1895 von dem preußischen Staat unter Denkmalschutz gestellt, der Verfall gestoppt und ein zaghafter Wiederaufbau begonnen.

Erste Erhaltungs- und Ausgrabungsarbeiten wurden ab 1896 durchgeführt.

Alte Gebäude wurden erhalten, restauriert oder wieder aufgebaut.

Eine interessante Abhandlung hierrüber wurde von Regierungs- und Baurat von Behr mit der Broschüre „Burg Lichtenberg – Die Veste und ihre Erhaltung“  1910 verfasst.

1905-07 wurde als eines der ersten Gebäude der Burg die Landschreiberei im Osten des Burgareals wieder aufgebaut. Sie diente im 19. Jahrhundert auch als Schulhaus, wurde aber 1871 ebenfalls durch Brand zerstört. 1911 wurde eine erste Gaststätte eingerichtet.

Heute befindet sich die „gute Stube“ des Landkreises sowie eine Ferienwohnung darin.

1922 wurde auf der Burg eine Jugendherberge in kleinerem Stil eingerichtet, 1931 dann schon an heutiger Stätte mit 80 Betten und einer letztmaligen Erweiterung 1996 mit nunmehr 106 Betten.

Die ursprünglich Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Zehntscheune wurden 1979 – 1982 neu aufgebaut. Heute ist das Pfälzer Musikantenland-Museum darin untergebracht und es finden die unterschiedlichsten Kulturveranstaltungen und private Feiern statt.

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde der Bergfried instandgesetzt und lässt die Menschen heute von seiner überdachten Höhe weit in den Westrich blicken.

Ganz neu errichtet wurde das Urweltmuseum Geoskop. Die Einweihung fand 1998 statt.

Der 1620 erbaute „Hufeisenturm“ kann nach seiner Restaurierung seit 2006 als Tagungsraum genutzt werden.

Die letzte große (Aus-)Baumaßnahme erfolgte in den Jahren von 2020-2022 im Rahmen des barrierefreien Ausbaus „Tourismus für Alle“.

Eine Besonderheit: Noch original überkommen ist der südliche Eckturm der Landschreiberei. Er stammt noch vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Kamin, Nischen und Eingangstür sind noch so, wie sie ursprünglich erschaffen wurden. Lediglich ein neues Dach musste 1907 aufgesetzt werden.

Heute wird auf den Erhalt der Anlage großen Wert gelegt, handelt es sich doch um das Aushängeschild des Landkreises Kusel.

Die Zeit bringt immer Wandel. Von der ursprünglichen Funktion der Burg ist nichts mehr geblieben. Die alten Adelsgeschlechter existieren nicht mehr.

Heute dient Burg Lichtenberg zum Staunen, Erholen oder auch als begehrte Kulisse für Konzerte, Feste und Zeltläger.

Quellen:

Burg Lichtenberg – die Feste und ihre Erhaltung von Regierungs- und Baurat von Behr 1970

Dieter Zenglein: „800 Jahre Burg Lichtenberg“, Vortrag zum 52. Treffen der Westricher Geschichtsvereine am 5. Oktober 2014

„Pfälzisches Burgenlexikon Band III“, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern

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