Kategorie: Burg“Einblicke“
Seit eh und je haben alten Burgen Menschen jeden Alters fasziniert und dazu angeregt vergangene Zeiten zu erleben und zu erforschen.
Da blieb es nicht aus, dass in den alten Gemäuern Gastwirtschaften, Hotels und Jugendherbergen entstanden.
So auch auf unserer Burg Lichtenberg:
Im Jahr 1922 wurde auf dem südlichen Gelände der Burg erstmalig eine Jugendherberge errichtet. Sie entstand auf dem verhältnismäßig kleinen Fundament eines ehemaligen Hauses des Geschlechtes derer von Ballwein, dessen Gewölbekeller immer noch genutzt wird.
In den Jahren 1930/31 wurde sie verlegt, 1963 umgebaut und beträchtlich erweitert. Ein kompletter neuer Aus- und Anbau erfolgte 1995 und 1996.
Die verschiedenen Bauabschnitte lassen sich recht gut an den Stilen der jeweiligen Zeit ablesen.
Insgesamt sind zur Zeit 106 Betten in 25 Zimmer vorhanden.
Quellen:
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Band 16
Informationsbroschüre Jugendherbe
Recherche Rauch, Burgverwaltung
Schon früher sind auf der Burg verschiedentlich Bruchstücke von roten Fliesen aufgefallen, die entweder in einer Hauswand vermauert oder im Boden gefunden wurden.
Leider konnte trotz intensiver Nachforschung nicht geklärt werden um was es sich letztendlich handelt.
Bis Dezember 2023. Bei der Brüstungserneuerung im 1. Eingangsturm wurde von Dustin Ludwig aus Bedesbach (Firma Ecker und Ludwig) eine vollständige Fliese (15 cm mal 15 cm mal 3,5 cm) gefunden.
Nun konnte auch ein bisher nur bruchteilhaft bekannter Stempel vollständig entziffert werden:
Bilsdorfer Dampfziegelei
Weitere Nachforschungen führten zu dem Dachziegelarchiv in Buchholz.
Von dort wurde die die Platte als Bodenfliese identifiziert und als richtig schön und urig bezeichnet. Leider ist der dortige Fachmann eher auf Dachziegeln als auf Bodenfliesen spezialisiert, weitere Nachforschungen laufen aber.
Trotzdem: In dem Dachziegelarchiv sind ein paar Angaben zu der Bilsdorfer Dampfziegel zu finden.
Zunächst einmal der Begriff Dampfziegelei. Ab Beginn des 20. Jahrhundert hielt die Mechanisierung auch in der Ziegel- und Fliesenproduktion Einzug.
Alle Geräte der nun mechanisierten Ziegelei wurden von Dampfmaschinen angetrieben. Daher leitet sich der Begriff Dampfziegelei ab.
Die Bilsdorfer Dampfziegelei wurde wohl 1899 gegründet und existierte bis in das Jahr 1966.
Zurück zur Burg:
In den Jahren 1905 – 1910 wurde Lichtenberg durch den preußischen Staat sowie den Kreis St. Wendel erstmalig nach ihrem Niedergang großflächig erfasst, gesichert und zum Teil wieder aufgebaut.
Bilsdorf gehörte damals, wie Teile der Burg, dem Königreich Preußen, was einen gewissen Zusammenhang darstellt.
Die Fliese im 1. Turm könnte aus diesem Zeitraum stammen, da damals auch die Sanierung und Überdachung des Torturms stattfand.
Die Frage ist nur warum sind so wenige Bodenfliesen zu finden sind.
Es ist unwahrscheinlich, dass nur zwei oder drei Fliesen gekauft und verarbeitet wurden. Wo ist der Rest oder gab es wirklich nicht mehr? Wurden sie bei späteren Arbeiten entfernt oder harren sie ihrer Entdeckung?
Quelle:
Dustin Hoffmann, Bedesbach
Dachziegelarchiv Bucholz
Wikipedia
Recherche Rauch, Burgverwaltung
Im Sommer 23 wurde auf der Oberburg ein Stück roter Stein gefunden, welcher einem Backstein sehr ähnlich sieht. Eine Seite ist mit einer rautenförmigen Struktur versehen.
Die Maße betragen ca. 13 cm Breite 11 cm Tiefe und 5,5 cm Höhe.
Doch um was handelt es sich genau?
Um es kurz zu machen:
Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich um sogenannten „Hüttenlehm“ handelt.
Dieser entsteht aus dem Lehmverputz von Flechtwerkhäusern wenn durch ein Schadfeuer der Lehm ausgehärtet („verziegelt“) wird.
Der gefundene Hüttenlehm kann daher als Beleg gelten, dass sich auf Burg Lichtenberg Flechtwerkhäuser befunden haben.
Wer genau hinsieht wird auch Abdrücke von kleinen Ästen und Zweigen entdecken auf die der Lehm aufgetragen war.
Die gut erkennbaren Rauten wurden während der Verarbeitung in den noch nassen Lehm gedrückt um einem Verputz besseren Halt zu geben.
Ob der dargestellte Stein aus der Zeit des großen Feuers 1799 stammt kann nicht belegt werden, kam es doch auf der Burg wie in allen Siedlungen immer wieder zu größeren aber auch kleineren Bränden.
Quelle und Text: Recherche Rauch, Burgverwaltung
Funderstbestimmung: Stefan Köhl M.A., Bad Münster am Stein – Ebernburg
Alles hat einen Anfang und ein Ende. Besonders auf einer Burg die auf eine über 800jährige Geschichte zurückblicken kann.
So beginnt die Geschichte des Glöckchens auf unserer Burg im Jahre 1978.
Wenn Sie die Zehntscheune auf Burg Lichtenberg betreten begrüßt Sie die Glocke im Eingangsbereich direkt rechts. Sie trägt die Inschrift Gegossen von Joseph Probst in Nördlingen// P. Loehle, KI.b. Ing. georaphe 1841. Sie hat ein Gewicht von 27,3 kg und die Maße
Sie wurde am 12.10.1978 von dem damaligen Landrat Gustav Adolf Held in Bad Wiessee am Tegernsee in einem Antiquitätengeschäft gekauft und sollte die Burg vervollständigen, da es ja hier eine Turmglocke gab welche nach Kusel entführt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Für den Neuzugang wurde eine Turmkonstuktion aus Eichenbalken mit Schiefereindeckung errichtet, die jedoch 2005 aufgrund Platzmangels wieder abgebaut wurde. Heute befindet sich dort die Toilettenanlage.
Quelle und Text: Recherche Rauch
Die St. Georgskapelle
Die Kapelle ist dem Schutzpatron der Ritter geweiht und wurde über dem eigentlichen Eingangstor zur Unterburg errichtet.
Erstmals erwähnt wird sie 1245 (Remling I., Geschichte der Benediktinerprobstei St. Remigiusberg S. 337)
Erhalten geblieben sind jedoch die beiden Giebelseiten sowie die darunterliegenden Torbögen.
Die St. Georgskapelle war aus südlicher Richtung gut zu erkennen, da sie sicher die äußere Ringmauer erhob.
Etwa acht Meter hohe Strebepfeiler sollten zum Abhang hin für Stabilität sorgen. Der Innenraum war über zwei Treppen erreichbar.
Die Kapelle wurde von dem gemeinen Volk, aber auch der Burgbesatzung, alsauch den Herrschaften genutzt. Letztere verlegten ihren Gottesdienst mit Errichtung einer Altarnische in das von ihnen genutzte Wohngebäude, den Westpalas.
In der St. Georgskapelle selbst waren die Plätze für die höhergestellten Persönlichkeiten reserviert. Nach Errichtung der Altarnische wurde der sog. „Grafenstuhl“ frei und sehr wahrscheinlich durch die bedeutende Burgmannenfamilien Blick in Anspruch genommen. Ein „Blickscher Stuhl“ ist auch entsprechend belegt.
Die vielen Ecken und Nischen der Burg und deren Gebäude bieten einer Fülle an Tierarten ein Zuhause.
Neben den zahlreichen Mauereidechsen, die leicht zu beobachten sind, gibt es in der Abenddämmerung und Nachts einige Arten an Fledermäusen zu bestaunen, die ebenfalls von dem Insektenreichtum auf der Burg profitieren und gerne die Ritzen und Nischen als Sommerquartiere nutzen.
Dazu gehören unter anderem das große Mausohr, die größte unserer einheimischen Fledermäuse mit einer Flügelspannweite von etwa 40 cm, oder die Zwergfledermaus, eine unserer kleinsten Arten mit einer Flügelspannweite von rund 20 cm.
Manchmal fallen im Frühjahr auch auf einigen Pflanzen kleine, tropfende Klekse auf, die aussehen, wie Spucke. Hier haben Pflanzensaftsaugende Insekten aus der Familie der Schaumzikaden ihr Eier abgelegt. Deren Larven produzieren nach ihrem Schlupf diesen Schaum, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
Eine besondere Rarität, die auf der Roten Liste steht, ist der flugunfähige Schwarze Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) oder auch Maiwurm genannt, einer unserer größten Käfer mit einer Länge bis zu 45mm. Er hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, ehe der große Käfer dann im Frühjahr zu bestaunen ist. Die Larven hängen sich nach dem Schlüpfen über Blüten an Wildbienen und werden ins Nest verschleppt, in dem die Wildbieneneier als erste Nahrung dienen. Als Puppe überwintert er dann und ist im darauf folgenden Frühjahr als erwachsenes Tier anzutreffen, das sich dann von unterschiedlichen Pflanzenteilen ernährt. Bei Beunruhigung scheidet er eine ölige Flüssigkeit aus, die unter anderem den Inhaltsstoff Cantharidin enthält, der hautreizend wirkt. Daher auch der Name!
Recherche und Text: Vanessa Zürrlein, Lunatterra www.mobile-wildkräuterschule.de
Aufgrund der Lage und Beschaffenheit der Burganlage haben sich dort vielfältige Pflanzenarten angesiedelt, die dem Betrachter vielleicht nicht gleich ins Auge springen. Genannt sei nur die schöne alte Linde oder der herrliche Rosskastanienbaum.
Zukünftig sollen daher auch verstärkt Projekte verfolgt werden, welche die Fauna und Flora der Burg und ihrer Umgebung bekannter machen. Dazu zählen Sonderausstellungen zum Thema Nachhaltigkeit, die neuen Bienenkästen, das nur periodische Mähen einiger Flächen um eine nachhaltige Blüten- und Insektenwelt zu unterstützen. Durch verschiedene Veranstaltungen wird dies auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.-
Aber was gibt es alles? Hier einige Beispiele:
Das Zymbel- oder Mauerleinkraut (Cymbalaria muralis) gehört zu den Wegerichgewächsen, wie unser bekannter Spitzwegerich. Ursprünglich kommt diese Pflanze aus dem Mittelmeerraum, fühlt sich aber in den kalkhaltigen Mauerritzen der Burg ebenso wohl, wie die unzähligen Mauereidechsen.
Erwähnenswert sind auch die vielen Eschen (Fraxinus Excelsior) in unterschiedlichen Wuchsstadien innerhalb und rund um die Burganlage. Das ist besonders erfreulich, da die Esche durch einen Pilzbefall, dem Schlauchpilz „falsches, weißes Stengelbecherchen“, extrem bedroht ist (Eschentriebsterben). Die Esche ist ein typischer Laubbaum unserer Breiten und kann über 30m hoch und bis zu 300 Jahre alt werden. Schon bei den Germanen wurde sie als heiliger Baum (Weltenesche Yggddrasil) verehrt. Ebenso werden ihr in der Pflanzenheilkunde u.a. harntreibende, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften zugeschrieben.
Recherche und Text: Vanessa Zürrlein, Lunatterra www.mobile-wildkräuterschule.de
Einer der jüngsten Bauteile der Burganlage ist der ganz im Nordosten aufragende Kanonenturm, für den es einige Namen gibt „Ostbastion“, „Ostrondell“ oder wegen der Form auch Hufeisenturm genannt. Auch der Name Spanier- und Spinolaturm ist geläufig. Letzteres wegen dem spanischen General der 1620 wesentlich dafür verantwortlich war, dass der Turm gebaut wurde. Dieser verheerte mit seiner spanischen Armee das weite Umland. Da für Burg Lichtenberg keine zeitgemäße östliche Verteidigung existierte wurde die Bastion unter der Herrschaft von Johann II. (1604 – 1635) mit Hilfe von 200 Bauern innerhalb von 40 Tagen errichtet. Eine Angabe aus dieser Zeit spricht sogar von weiteren Maßnahmen. Dort heißt es: „die verfallenen Werke wiederhergestellt, neue Schanzen gemacht sind und auf der Ostseite ein neues Bollwerk angelegt ist“ (1) Bei dem Bollwerk dürfte es sich wohl um unsere Bastion handeln
Das mächtige Bauwerk ist durch einen Wall mit dem um 1500 entstandenen 1. Tor und über einen weiteren Wall im Norden mit der restlichen Burg verbunden. Es misst ca 17m in der Länge und 13 Meter in der Breite. Die Mauerstärke beträgt ca. 2,7 m im Süden und 4,3 m im Norden. Im Erdgeschoss sind 4 mächtige kreisrunde Schießscharten vorhanden welche aussen ein Maß von bis zu 2m und innen bis zu 57 cm aufweisen. Als Schußrichtung wurde die Zuwegung von Thallichtenberg kommend, die Freifläche vor der Burg und die Mauer entlang zum Haupttor gewählt.. Das Erdgeschoss war mit einer Holzdeckenkonstruktion gedeckt, welche eine weitere Verteidigungsplattform darstellte und die mit drei großen länglichen Maulscharten versehen war die wohl für den Einsatz von Handfeuerwaffen konszipiert waren. Dieses Obergeschoß war durch einen im Süden der Bastion gelegenen Spindelturm zu erreichen.
Heute befindet sich dort der Eingang. Zu früheren Zeiten erfolgte der Zugang über den bereits erwähnten nördlichen Wall (2) (3)
Von 1988 an nutzte die Universität Kaiserslautern den Turm als Außenstelle für besondere Anlässe. Im Jahr 2000 mußte der Raum allerdings wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Die Holzkonstruktion ohne Bodenabdichtung hatte infolge eindringenden Wassers derart gelitten, daß der Einsturz des Daches zu befürchten war. 2003 beschloß der Kreisausschuß, das Bauwerk zu sanieren und wieder nutzbar zu machen. Seit Anfang 2007 ist er wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Hufeisenturm auf Burg Lichtenberg wurde saniert, in seinen Mauern befindet sich nun ein Tagungs- und Veranstaltungsraum, der vielseitig genutzt werden kann (4)
Quelle:
- Burg Lichtenberg – Die Veste und Ihre Erhaltung von Regierungs- und Baurat von Behr
- Burgenlexikon Band III
- Stefan Ulrich: Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Burg Lichtenberg
- Ralf Rohe: Hufeisenturm und Ostplalas – Sanierungsmaßnahmen auf Burg Lichtenberg, 2007
Recherche und Text: Andreas Rauch, Burgverwaltung