Die Poternen auf Burg Lichtenberg

Poternen besaßen eine Reihe von Funktionen, wobei die Häufigkeit ihres Vorkommens in allen Epochen die Bedeutung für den Festungsbau unterstreicht.

Aber zunächst: Was ist eigentlich eine „Poterne“?

Mit dem Begriff „Poterne“ wird allgemein eine Schlupf-, Neben- oder Ausfallpforte in der äußeren Wehrmauer einer Befestigung bezeichnet. Er gilt eigentlich für fast jede Durchgangsöffnung, die einen von den Toren unabhängigen Kontakt zwischen der Befestigung und der davorliegenden Gegend ermöglicht.

Eine Abgrenzung zu Toren oder Nebentoren kann durchaus schwierig sein. In der Regel gilt: Poternen sind deutlich kleiner, weniger stark befestigt und nur mit einer einflügeligen Tür verschlossen. Sie waren nur für den Durchlass für ein oder zwei Personen, auf keinen Fall für Karren oder Fuhrwerke, da sie einen Schwachpunkt in der Verteidigung darstellten. Da sie dazu dienten ohne großen Aufwand in das Umland zu gelangen oder sich unbemerkt einem evtl. Feind näheren zu können oder als Fluchtmöglichkeit dienten, waren sie einfach und unauffällig gehalten oder sogar versteckt angelegt, während Tore und Nebentore durchaus repräsentativ gestaltet waren.

Im privaten Bereich können sie durchaus mit den auch heute noch üblichen Hausnebentüren verglichen werden.

Kaum eine größere Befestigung kam ohne Poternen aus.

Auch Burg Lichtenberg kann mit einigen Poternen aufwarten. Dadurch, dass die Burg über die Jahrhunderte immer größer wurde und sich die Wehrmauern entsprechend verlagerten, gibt es auf Lichtenberg auch im heutigen Innenbereich Poternen, die jedoch durch die Erweiterung ihren ursprünglichen Zweck verloren haben.

Es sollen hier eindeutig zuordenbare und vermutete Poternen vorgestellt werden.

Die erste Poterne befindet sich, vom Haupttor gesehen, in der dritten Wehrmauer gegenüber der ehemaligen Landschreiberei. Es handelt sich um eine ehemalige „Schlupfpforte“. Heute ist die Poterne vermauert und der Raum dahinter dient als Lager.

Die Zweite befindet sich direkt nach der Zehntscheune rechts und ermöglicht den Ausgang zum „Gebück“.

Eine Dritte findet sich zwischen dem Urweltmuseum Geoskop und dem Kräutergarten in nördlicher Richtung. Vor dieser Poterne rechter Hand ist ein zugemauerter Durchgang zu vermerken. Ob es sich um eine Poterne handelt ist nicht eindeutig gelegt, aber anzunehmen.

Eine weitere Poterne ist südlich am Ende des zweiten Zwingers durch den dort vorhandenen Zwingerturm angelegt. Ob sie ursprünglich in der jetzigen Form gebaut wurde darf angezweifelt werden, jedoch zeichnet Haarbeck bereits in seiner Geschichte der Kirchengemeinde Burg-Lichtenberg nebst Beiträgen zur Geschichte der Burg Lichtenberg aus dem Jahre 1906 eine Poterne an beschriebener Stelle in seinem Burgplan ein.

Östlich unterhalb der Wehrmauer des Bergfriedes direkt am 2. Halsgraben gibt es einen einen kleinen Vorsprung. In diesem Vorsprung ist noch ein vermauerter Durchlass sichtbar. Ob es sich tatsächlich um eine Poterne handelt ist nicht eindeutig belegt, jedoch spricht die Lage und Größe dafür. Durch diesen Durchlass hätten die Bewohner von der Wehrmauer oder dem dort gelegenen südlichen Palas vor die Wehrmauer gelangen können ohne bemerkt oder angegriffen werden zu können. Es bleibt allerdings eine Vermutung.

Textquelle „Mathias Piana: – Begriffe erkunden – Poterne, veröffentlicht in „Burgen und Schlösser“ Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege Ausgabe 2/2022

Text: Verwaltung Burg Lichtenberg – Andreas Rauch

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