Der innere Halsgraben und nördliche Zwinger (Errichtung Mitte des 15. Jahrhunderts)

Zunächst zu den Begriffen

Als Halsgraben wird ein künstlich angelegter Graben bezeichnet, der die Seite des Areals abriegelt, das nicht durch natürliche Hindernisse geschützt ist.

Burg Lichtenberg als Spornburg ist auf Grund ihrer Lage an drei Seiten von steil abfallenden Berghängen geschützt. Ein wirkungsvoller Angriff konnte deshalb nur von der Bergseite erfolgen. Entsprechend wurden dort verstärkt Verteidigungsanlagen geschaffen. Ein Halsgraben war ein wesentlicher Bestandteil dieser Verteidigungsstrategie.

Aus praktischen Gründen erfolgte die Trennung der Burganlage vom restlichen Gelände der Angriffsseite möglichst an der schmalsten Stelle des Bergsporns. Daher auch der Name „Halsgraben“.

Die Burg war dann nur noch über einen relativ schmalen Zugang – oft mit Zugbrücke – erreichbar.

Der Zwinger einer Burg ist grundsätzlich der Raum zwischen zwei Verteidigungsmauern. Wenn es Angreifern gelang, die erste Mauer zu überwinden, befanden sie sich im Zwinger und hatten eine weitere Mauer vor sich. Unter Umständen waren sie in dem Zwingerbereich eingekesselt und ein leichtes Ziel für die Verteidiger. Oftmals gab es mehrere Zwinger, die ein Erobern der Burg erschwerten.

Er galt, wie der Halsgraben, zu Recht als einer der Hauptverteidigungsanlagen einer Burg.

Zwinger sind daher nahezu auf allen mittelalterlichen Wehranlagen zu finden. Übrigens: Hatte der Angreifer trotz aller Widrigkeiten den Zwischenraum durchquert und die Verteidiger zurückgedrängt, so hatte er die Anlage „bezwungen“.

Auch Burg Lichtenberg wurde durch Halsgräben und Zwingeranlagen geschützt. Hier soll der innere Halsgraben und der nördliche Zwinger behandelt werden:

Betritt man die Burg durch das Haupttor, durchquert man zunächst den äußeren Halsgraben, bevor man nach dem 2. Tor auf den inneren Halsgraben trifft.

Inzwischen ist der größte Teil verfüllt und es befinden sich im ehemaligen Grabenbereich ein Kiosk und darüber ein Kinderspielplatz. Im Norden, also etwa im Bereich des heutigen Kinderspielplatzes, ging der Halsgraben dann in den nördlichen Zwinger über. Bereits 1906 beschrieb Walter Haarbeck in seiner Schrift „Lichtenberg. Geschichte der Kirchengemeinde Burg Lichtenberg nebst Beiträgen zur Geschichte der Burg Lichtenberg“ den Halsgraben und die dazugehörige Brücke bzw. Zugbrücke als zweite Erweiterung der Burg, wobei 1906 schon der Halsgraben im nördlichen Bereich verfüllt und der Bogen der Brücke seit langer Zeit vermauert war.

Ursprünglich sah die Sache aber ganz anders aus:

Das Gelände war wesentlich tiefer angelegt und der Zugang zur Burg erfolgte durch eine Bogen- und Zugbrücke (entstanden um 1450).

Der Halsgraben war mit einer von ca. 8 – 9 Meter Tiefe, ca. 50 Meter Länge und einer Breite von ca. 27 Meter Breite recht imposant und ohne Hilfsmittel nicht zu überwinden.

Zusätzliche Sicherungen wurden durch zwei von Osten und Westen her in den Zwinger ausgerichtete Schlüsselschlossscharten, einer Schießscharte im Untergeschoß der „Landschreiberei“ sowie einen Flankierungsturm, der über einen Felswall erreichbar ist, geschaffen.

Nach Norden (Richtung Thallichtenberg) erfolgte die Sicherung durch den nördlichen Zwinger (entstanden in den 1440er Jahren), dessen äußere Mauer mit einer Länge von ca. 180 Metern,  einer Mauerstärke von 0,80 Meter und einer angenommenen Höhe zwischen 8 und 9 Meter die Burg nach Norden (Richtung Thallichtenberg) absicherte. Verstärkt wurde diese Mauer durch 3 Flankierungstürme (Felsenturm, 2. Nördlicher Turm, „gesprengter Turm“). Nachdem die Burg mehr und mehr an Bedeutung verlor, war nach Bränden und der Nutzung als Steinbruch in den 1900er Jahren nur noch mehr oder weniger eine Ruine vorhanden. Gebäude und Verteidigungsanlagen waren verfallen.

In den Jahren 1905 – 1909 erfolgten erste Aufbaumaßnahmen der Burg. Die Arbeiten erfolgten nach den damaligen Kenntnissen aufgrund des vorhandenen historischen Bestandes. Bei dem direkt an die Landschreiberei angrenzenden Torhaus (3. Tor) waren nur noch geringe Reste der Torpfeiler vorhanden. Aber nach den deutlichen Spuren an der benachbarten Giebelwand der Landschreiberei konnte der ganze Torbau wiederhergestellt werden (Behr 1910). Im linken Torrahmen fällt die Jahreszahl 1907 als Wiederaufbaujahr des Torbogens ins Auge. Oberhalb des Tores befinden sich zwei Schlitze, die heute als Fenster ausgeführt sind.

Ursprünglich hatten diese „Fenster“ jedoch die Funktion der Kettenlöcher für die vor langer Zeit vorhandene Zugbrücke inne.

Nach Durchschreiten des 3. Tores ist es soweit. Der innere Bereich der Burg ist fast erreicht. Aber eben nur fast. Die Burg verfügte über weitere Überraschungen, die einen unkontrollierten Zugang erschwerten.

Heute sind diese Zeiten vorbei und die Maßnahmen im Rahmen des „Tourismus für Alle“ sollen auch körperlich nicht so fitten Personen Einblicke in diese wirklich sehenswerte Burg möglichst barrierefrei ermöglichen.

Quellen:

Walter Haarbeck „Lichtenberg. Geschichte der Kirchengemeinde Burg-Lichtenberg nebst Beiträgen zur Geschichte der Burg Lichtenberg“ 1906

Regierungs- und Baurat von Behr „Burg Lichtenberg die Veste und ihre Erhaltung“ 1910

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde „Burgenlexikon Band III“ 2005

Dr. Stefan Ulrich „Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Burg Lichtenberg“, Westricher Heimatblätter Juni 2006

Recherchen Rauch

Text: Andreas Rauch, Burgverwaltung Lichtenberg

Der Torturm zur Kernburg

So ändern sich die Zeiten:

Burg Lichtenberg wurde im Rahmen des Programmes „Tourismus für Alle“ zur weitgehend barrierefreien Anlage gestaltet.

Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der ursprüngliche Zweck einer Burg die Verteidigung war und der Zugang entsprechend erschwert oder kontrolliert gestaltet wurde.

Ein Beispiel hierfür ist der doch eng gehaltene Zugang zur Kernburg (Bereich um den Bergfried).

In seinem östlichsten Abschnitt, vor dem Erreichen des eigentlichen Tores zur Kernburg, befand sich das Torhaus. Wann genau es errichtet wurde, ist (noch nicht) bekannt. Es kann allerdings die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts angenommen werden. Das eigentliche Torhaus weist die Maße von 3,80 m (westliche Mauer), 6,00 m (nördliche Mauer), 3,20 m (östliche Mauer) und 5,20 m (südliche Mauer) auf und verfügte ursprünglich über 3 Stockwerke. Die Höhe kann anhand der noch vorhandenen Substanz auf 9-10 Meter geschätzt werden. Damit wird er auch noch von der Wehrmauer der Kernburg gedeckt. Eine Verbindung zum im Nordwesten angrenzenden „Ostpalas“ wird zwar schon 1906 von dem Kenner der Burg Walter Haarbeck vermutet, ist aber nicht endgültig belegt.

Im Osten schließt sich ein Spindelturm an, der neben dem eigentlichen Tor, den Zugang durch den gesicherten Torturm in die Oberburg und auf die Wehrmauer ermöglichte.

Die Überdachung des Torturmes zog sich über den Zugangsweg zur eigentlichen Kernburg.

So entstand ein enger Tunnel, der eine effektive Kontrolle und Verteidigung ermöglichte. Entsprechend war der Zugang zum Torhaus gesichert – mächtige Aussparungen in den ehemaligen Türgewänden, die zur Verriegelung dienten, zeugen davon.

Aber nicht nur der Zugang zur Kernburg erfolgte durch den Torturm, sondern auch der Bergfried war über diesen zu erreichen. Verbunden waren Torhaus und Bergfried wahrscheinlich durch einen „fliegenden Steg“ der bei Gefahr leicht abzubauen oder einzureißen war.

Quelle: Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Recherche Rauch

Text: Andreas Rauch

 

Der wiederentdeckte Bergfried der Unterburg

Die Unterburg mit den Häusern der Burgmannen war einst im Westen und Osten von einer hohen Schildmauer, die sich von der Ringmauer deutlich abhob, geschützt. Die Öffnung am heutigen Kräutergarten, durch die wir Richtung Westen weitergehen können, war ursprünglich nicht da. An der Südecke der östlichen Schildmauer stand ein Bergfried, der das Eingangstor zur unteren Burg sicherte. Das Tor lag in der Südostecke, unter der St.-Georgskapelle, und wurde 1909 freigelegt. Der kleine Bergfried der Niederburg, über den im Vergleich zu seinem älteren großen Bruder auf der Oberburg wenig bekannt ist, ist nach heutigem Forschungsstand wohl kurz nach 1300 entstanden. Er fiel dem Zahn der Zeit ganz besonders zum Opfer. Auf dem Burgplan von Pfarrer Walter Haarbeck von 1914 ist er nicht eingezeichnet. Er wurde zwar schon damals an seiner heutigen Stelle vermutet, jedoch wurde er erst zwischen 1931 und 1933 wiederentdeckt. Bei der Anlage eines Sportplatzes für das Kreisjugendfest wurden größere Erdmassen benötigt und die Grundmauern des Bergfrieds wieder freigelegt. In den folgenden Jahren wurde das Mauerwerk gesichert, neu verfugt und aufgemauert. Jedoch wurde nicht der komplette Schutt im Innern entfernt, wodurch ständig Wasser eindrang, das die Mauern sprengte. Im Jahr 1956 zeigten sich große Risse auf der Südseite. Im März 1958 ist der Turm dann zusammengebrochen und seine Trümmer fielen in den unteren Burgweg im „Kapellengarten“. Ein historisches Pressefoto (Foto links) zeugt davon. Nachdem das Landesamt für Denkmalpflege Gelder zu Verfügung gestellt hatte, wurde der untere Bergfried bis November 1958 wieder neu errichtet (Foto rechts). Der historisch belegte „Strebepfeiler nach dem Gebück zu“ wurde wieder eingefügt. Die Plattform des Turmes wurde mit einer Betonschicht abgedeckt und mit Wasserspeiern versehen. 1977 verbandelte man das Mauerwerk zur Ostseite hin. Die ursprüngliche Höhe dieses Bergfrieds ist nicht überliefert. (Text: J. Fickert)

Der „gesprengte Turm“

Zwischen West- und Ostpalas auf der Oberburg befindet sich das sogenannte Nordrondell, welches als Flankierungsturm die Nordseite der Oberburg sichert. Durch das den Mauern vorgelagerte Bauwerk konnte ein Angreifer auch seitlich bekämpft werden. Die flankierende Funktion dieses Rondells wurde durch einen wesentlich kleineren, vorgebauten zweiten Zwingerturm verstärkt. Der Zugang erfolgte durch das mächtige Nordrondell. Oftmals fällt in diesem Zusammenhang auch der Begriff des „gesprengten Turmes“ oder des „zweiten nördlichen Zwingerturms“. Nach einer von dem Heimatforscher und Burgwart Daniel Hinkelmann 1961 notierten Überlieferung soll 1677 der französische General Graf Bussy auf seinem Rückzug von Lauterecken in Richtung St. Wendel die Absicht gehabt haben die Burg Lichtenberg zu zerstören. Jedoch sei es der Herzogin  gelungen den General von seinem Vorhaben abzubringen und nur der Form halber eine Sprengung an einem Außenwerk vorzunehmen. Ausgesucht wurde besagter Flankierungsturm. Soweit die Überlieferung, belegt ist sie jedoch nicht und eher in das Reich der Volkslegenden zu verfrachten.

1677 war die Burg im Besitz der Herzöge von Zweibrücken-Kleeburg, die zu der Familie der Wittelsbacher gezählt werden können.

Die damalige Herzogin war Marie Euphrosine von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg (* 14. Februar 1625 im Schloss Stegeborg; † 24. Oktober 1687 im Höjentorp). Ob sich die Dame tatsächlich jemals auf der Burg aufhielt, ist nicht belegt.

Bekannt hingegen ist, dass sich 1677 eine Militäreinheit des Heiligen Römischen Reiches hier aufhielt. Zu jener Zeit war Leopold I. aus dem Haus Habsburg Kaiser im Reich.

Beide Familien konkurrierten miteinander um Macht und Einfluss. Evtl. ließe sich über diesen Zusammenhang die Zerstörung erklären?

Ansonsten sind für das Jahr 1677 keine Erkenntnisse oder Ereignisse über Kriegsabläufe in unserer Region bekannt, welche die Sprengung eines solchen Bollwerkes erklären könnten.

Einen französischen General Bussy gab es zwar, aber nach Recherche ist ein Aufenthalt in besagtem Zeitraum im Remigiusland nicht zu belegen. Die Franzosen erschienen militärisch erst wieder im pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) in dieser Region.

Aber wer weiß, vielleicht tauchen noch Informationen auf, welche Licht in das Dunkel des Geschehenen bringen?

Wie dem auch sei: Bei Auf- und Ausräumungsarbeiten durch den damaligen „Heimatverein“ in den Jahren 1959 bis 1961 trafen die Arbeiter auf eine Brandschicht und darunterliegende Stein- und Schuttmassen, die auf eine gewaltsame Zerstörung des Turmes hindeuteten.

Vermutungen, dass in dem ganzen Schutt noch Artefakte aus alter Zeit sein könnten, bestätigte sich.

Unter anderem fanden die Ausgräber:

Eine Geschosskugel

Glasierte und unglasierte Kachelfragmente mit und ohne Ornamenten

Ein Ofenkachelfragment mit der heiligen Lucretia (s. „Burgeinblicke – die heilige Lucretia“)

Eine zinnene Terrine mit Füßchen

Ein Steinspalter

Drei Weinkrügelchen

Zwei Unterteile einer Öllampe

Lauf eines Vorderladers

Flaschenhälse aus Glas

Eine Kuhglocke

Daniel Hinkelmann vermutete in einem Aufsatz über die Funde im „gesprengten Turm“ 1961, dass es sich dabei um Gegenstände handele, die man der Eile wegen wahrscheinlich vor der Sprengung zurücklassen musste. Wobei auch sicherlich Schutt aus der später abgerissenen Burg seinen Anteil fand.

Die Funde wurden zu einem Großteil auf Burg Lichtenberg der Öffentlichkeit präsentiert. Auch heute noch sind einige Gegenstände hier zu bewundern. Ärgerlich ist hingegen, dass auch viele Funde einfach „verschwunden“ sind.

Text: Andreas Rauch

Text: Andreas Rauch

Quelle:

Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Bericht Daniel Hinkelmann November 1961

Recherche Jan Fickert/Andreas Rauch

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Schlußfolgerungen zur Zerstörung nicht belegt sind und keinen Anspruch auf Richtigkeit haben.

Ofenkachel heilige Lucretia

Ein interessantes Kachelfragment wurde 1960 als Streugut bei Ausgrabungen am zweiten nördlichen Zwingerturm von Burg Lichtenberg gefunden. Das aus rot-gelbem Ton gebrannte und unglasierte Fundstück (l= 10,5 cm, b = 6 cm) soll nach Ansicht der Experten des Historischen Museums in Speyer einem Kachelofen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts entstammen. Da die Kacheln der beiden ehemaligen großen Kamine von Ost- und Westpalas bekannt waren, wurde angenommen, dass das Fragment den Ofen in „des Herzogs Schlafkammer“ in der zweiten Etage des Ostpalas geziert habe oder aus dem Südpalas stamme. Das dargestellte, mythische Motiv der sich erdolchenden Lucretia – eine tugendhafte Figur der legendären römischen Frühzeit – war beliebt auf Kacheln und Takenplatten. Die Ehefrau des Tarquinius Collatinus beging Selbstmord, weil sie von dem Königssohn Sextus Tarquinius vergewaltigt wurde. Das führte zum Aufstand der Römer gegen dessen tyrannischen Vater und letzten römischen König Lucius Tarquinius Superbus. Dessen Vertreibung hatte zugleich den Beginn der Römischen Republik 509/510 vor Christus zur Folge. Die sagenhafte Geschichte inspirierte Literaten und Künstler von der Antike bis in die Moderne. (Text:  J. Fickert)

Bestehen oder Vergehen – der befohlene und doch nie vollzogene Abriß von Burg Lichtenberg

Auf dem höchsten Teil eines lang gesteckten Bergrückens nimmt Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts die Geschichte von Burg Lichtenberg ihren Anfang.

Als Begründer der Burg gilt Graf Gerlach der III. von Veldenz der die Burg widerrechtlich auf dem Grund und Boden der Benediktinerabtei St. Remigius in Reims erbaute.

Als deren Schutzvogt im alten Remigiusland wäre es seine Aufgabe gewesen die auf einen gegebenenfalls bewaffneten Schutz angewiesen Mönche zu unterstützen, jedoch keinesfalls eine eigene Wehranlage zu errichten. Durch Beginn des Baus von Burg Lichtenberg überschritt er seine Aufgaben und Befugnisse bei Weitem.

Folglich verklagte ihn der Abt der Benediktinerabtei St. Remigius Peter III. beim königlichen Hofgericht.

Durch diesen Umstand tritt Burg Lichtenberg 1214 erstmals schriftlich ins Licht der Geschichte.

Am 22. November  1214 verkündete der Stauferkönig Friedrich II. auf dem Hoftag zu Basel ein Urteil des Königlichen Hofgerichts, wonach der Graf gewaltsam und unrechtmäßig auf Eigengut des Benediktinerklosters St. Remigius in Rheims, trotz der von Abt und Mönchen erhobenen Klage, die Burg Lichtenberg erbaut habe.

Nach einstimmig ergangenem Urteilsspruch sollte die Burg wieder abgerissen werden.

Das in lateinischer Sprache verfasste Urteil lautet in deutscher Übersetzung in etwa:

„Friedrich der II. von Gottes Gnaden Römischer König, allzeit Mehrer des Reiches und König von Sicilien.

Allen, die dieses gegenwärtige Schriftstück zu Gesicht bekommen, um zu hören und zu glauben, was wir bezeugen, Euch machen wir kund und offenbar durch diese urkundliche Eröffnung wie folgt:

Als wir auf dem feierlichen Hoftage zu Basel Gericht hielten, wurde einstimmig von allen rechtmäßigen Mitgliedern in unserer Gegenwart öffentlich folgendes Urteil gefällt:

Kraft königlicher Machtvollkommenheit sind wir gezwungen, die Burg Lichtenberg, welche der Graf von Veldenz auf dem Eigentum des heiligen Remigius von Rheims trotz des Einspruchs und der Beschwerde des dortigen Abtes und sämtlicher dortigen Brüder gewaltsam und widerrechtlich erbaut hat niederzureißen. Von Rechts wegen.

Zeugen dieser Verhandlung sind folgende:

Dietrich, Erzbischof von Trier

Amadeus, Erzbischof von Besancon

Berard, Erzbischof von Palermo

Konrad, Bischof von Metz und Speyer, Kanzler des Kaiserlichen Hofes

Heinrich, Bischof von Straßburg

Otto, Herzog von Meran

Anselm von Justingen

Walther, Mundschenk am Kaiserliche Hof

Und mehrere andere.

Verhandeln am 22. November 1214“

Stellt sich doch die Frage warum dieser Abriß nicht erfolgte. Nun ja hier kommen zwei Möglichkeiten, vielleicht sogar Beide,  in Betracht:

Die Grafen von Veldenz waren ein angesehenes, mächtiges und einflußreiches Geschlechter im Reich. Sie hatten ein gutes Verhältnis zu Kaiser aber auch zur Kirche. Mitglieder der Familie fanden sich im Gefolge der deutschen Könige und Kaiser, stellten aber auch Schirm- und Schutzvögte für die Kirche und hatten hohe kirchliche Ämter inne.

Es war aber auch üblich einfach Streitigkeiten durch Zahlung einer mehr oder minder hohen Summe Geldes aus der Welt zu schaffen.

Wie dem auch sei: Der Vollzug des königlichen Urteils wurde wohl nicht sonderlich betrieben oder von den Veldenzern ernst genommen.

Im Gegenteil: Die Burg wurde sogar ausgebaut und erweitert bis sie ihre imposante Länge von 425 Metern erreichte und uns heute ein wundervolles Ausflugsziel bietet.

Quelle

Daniel Hinkelmann 1981 – Burg Lichtenberg einst und jetzt

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern – Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Eigene Recherchen

Text: Andreas Rauch

Lebensräume

Burgen haben ihren Reiz. Auch heute üben sie auf viele Menschen eine Faszination aus die schwer zu erklären ist. Ihre ursprüngliche Bedeutung und Bestimmung haben sie allerdings größtenteils verloren.

Burg Lichtenberg war in vergangen Zeiten wichtiger Verwaltungsmittelpunkt zunächst unter den Veldenzern als Machtzeichen und als Mittelpunkt der oberen Grafschaft Veldenz. Nach deren Aussterben 1444 war sie Verwaltungszentrum des Oberamtes Lichtenberg und galt als wichtigste und größte wehrhafte Anlage des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken.

Sie war durch die Jahrhunderte Lebensmittelpunkt und Aufenthaltsort vieler Menschen.

Angefangen von den einfachen Wachen, Soldaten und den Bediensteten über die Burgmannen und Verwaltungsbeamten bis hin zu den Aufenthalten der Grafen von Veldenz und den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken.

Alle wollten untergebracht und versorgt sein. Die Burgmannen hatten zum Teil ihre eigenen Häuser über Generationen auf der Burg. Es gab Gärten und Obstanlagen, Gesinde-, Wirtschafts- und Wohnhäuser für die niederen Stände sowie die Herrschaften, in denen sie sich wochen- oder sogar monatelang aufhielten. Sogar ein beachtlicher landwirtschaftlicher Hof war zeitweise vorhanden.

In diesem Beitrag soll ein kleiner Einblick hierzu gewährt werden:

So enthält eine Kellereirechnung aus dem Jahre 1625 eine Aufstellung des herzoglichen Inventars. Dabei werden auch verschiedene Räumlichkeiten aufgeführt, darunter das pfalzgräfliche Gemach, die Kammer des Pfalzgrafen, das Gemach der pfalzgräflichen Gemahlin, die Jungfrauenstube, das grüne Gemach, Küche, die Stube auf dem Stock (in der 1. Etage), die Kammer darüber, die Silberkammer, den Gesindesaal, die Küche, das Backhaus, Rüstkammer, Keller und Kelter, Junkerstube, Reiterkammer, Kanzlei und verschiedene Speicher, Schreibstüblein,  Amtsstube, Badestube und weitere Andere.

Die Burg war also als Lebensmittelpunkt ausgelegt und bot auch den Herrschaften bei ihrem Besuch Unterkunft und Bequemlichkeit.

Nach und nach ging allerdings die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der Burg verloren.

1758 wurde der Amtssitz von Burg Lichtenberg nach Kusel verlegt. Bewohnt blieb sie aber weiterhin.

Eine Liste aus dem Kirchenschaffneiarchiv Zweibrücken zählt Gebäude aus dem 18. Jahrhundert auf, die sich auf der Burg befanden. Neben der Kirche werden 15 weltliche und zehn wirtschaftliche und öffentliche Gebäude aufgeführt: Amtshaus, Amtsstube Uhrenturm, Backhaus, ein Gewölbe im Garten (evtl. Gewölbekeller in der Zehntscheune?), Scheune, Landschreibereihaus, Waschküche samt Kuppelturm, Scheunen mit Schweineställen, Holzschuppen, Kellereihaus, zwei große Ställe, Holzschuppen, Invalidenhaus, Wachthaus und Vorgebäude, Speicherbau, runder Speicherbau, Prinzenbau, dicker Turm, alte Hofküche, Gebäude auf dem Pulverturm, Gefängnisturm und Schäferei.

Der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit war aber nicht mehr aufzuhalten. 1796 plünderten Soldaten der französischen Rheinarmee die Burg, 1799 fielen zahlreiche Gebäude einem Großbrand zum Opfer. Weder das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken noch ab 1815 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha zeigten großes Interesse an dem Erhalt der einstmals so stolzen Burg.

1834 kam die Burg dann zum Königreich Preußen. Die Burg wurde für den Abbruch versteigert, was großen Verlust historischer Substanz zur Folge hatte. 1839 wurden die Reste des herrschaftlichen Hauses der Blicke und Günderode, 1842 der Pferdestall, beides auf der Unterburg, abgebrochen,  1850 das vierte Tor in der Südmauer, 1887 die Südmauer des Saales und der Altar im östlichen Palas.

In der Ruine ansässige Familien erwarben einzelne Parzellen ihrer Häuschen, Ställe und Scheunen. Und so existierte um die Mitte des 20 Jahrhunderts ein eigenes Dörfchen „Burglichtenberg“ mit ca. 20 Familien, die sich als Vogelzüchter, Backofenbauer, Nagelschmiede und Leinenweber mehr oder weniger gut ihren Lebensunterhalt verdienten.

Endlich wurde die Anlage 1895 von dem preußischen Staat unter Denkmalschutz gestellt, der Verfall gestoppt und ein zaghafter Wiederaufbau begonnen.

Erste Erhaltungs- und Ausgrabungsarbeiten wurden ab 1896 durchgeführt.

Alte Gebäude wurden erhalten, restauriert oder wieder aufgebaut.

Eine interessante Abhandlung hierrüber wurde von Regierungs- und Baurat von Behr mit der Broschüre „Burg Lichtenberg – Die Veste und ihre Erhaltung“  1910 verfasst.

1905-07 wurde als eines der ersten Gebäude der Burg die Landschreiberei im Osten des Burgareals wieder aufgebaut. Sie diente im 19. Jahrhundert auch als Schulhaus, wurde aber 1871 ebenfalls durch Brand zerstört. 1911 wurde eine erste Gaststätte eingerichtet.

Heute befindet sich die „gute Stube“ des Landkreises sowie eine Ferienwohnung darin.

1922 wurde auf der Burg eine Jugendherberge in kleinerem Stil eingerichtet, 1931 dann schon an heutiger Stätte mit 80 Betten und einer letztmaligen Erweiterung 1996 mit nunmehr 106 Betten.

Die ursprünglich Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Zehntscheune wurden 1979 – 1982 neu aufgebaut. Heute ist das Pfälzer Musikantenland-Museum darin untergebracht und es finden die unterschiedlichsten Kulturveranstaltungen und private Feiern statt.

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde der Bergfried instandgesetzt und lässt die Menschen heute von seiner überdachten Höhe weit in den Westrich blicken.

Ganz neu errichtet wurde das Urweltmuseum Geoskop. Die Einweihung fand 1998 statt.

Der 1620 erbaute „Hufeisenturm“ kann nach seiner Restaurierung seit 2006 als Tagungsraum genutzt werden.

Die letzte große (Aus-)Baumaßnahme erfolgte in den Jahren von 2020-2022 im Rahmen des barrierefreien Ausbaus „Tourismus für Alle“.

Eine Besonderheit: Noch original überkommen ist der südliche Eckturm der Landschreiberei. Er stammt noch vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Kamin, Nischen und Eingangstür sind noch so, wie sie ursprünglich erschaffen wurden. Lediglich ein neues Dach musste 1907 aufgesetzt werden.

Heute wird auf den Erhalt der Anlage großen Wert gelegt, handelt es sich doch um das Aushängeschild des Landkreises Kusel.

Die Zeit bringt immer Wandel. Von der ursprünglichen Funktion der Burg ist nichts mehr geblieben. Die alten Adelsgeschlechter existieren nicht mehr.

Heute dient Burg Lichtenberg zum Staunen, Erholen oder auch als begehrte Kulisse für Konzerte, Feste und Zeltläger.

Quellen:

Burg Lichtenberg – die Feste und ihre Erhaltung von Regierungs- und Baurat von Behr 1970

Dieter Zenglein: „800 Jahre Burg Lichtenberg“, Vortrag zum 52. Treffen der Westricher Geschichtsvereine am 5. Oktober 2014

„Pfälzisches Burgenlexikon Band III“, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern

Der Bergfried von Burg Lichtenberg

Burg Lichtenberg ist mit ihren 425 m Länge eine der größten Burganlagen Deutschlands. Als Spornburg wurde sie auf einem lang gestreckten Bergrücken errichtet. Auf dem obersten Punkt der Anlage befindet sich der Bergfried.

Zunächst einmal: Was ist ein Bergfried überhaupt und für was war er eigentlich gut?

Als Bergfried bezeichnet man den Hauptturm einer Burganlage, der jedoch nicht für eine dauerhafte Bewohnung vorgesehen war. Solche Türme für einen dauerhaften Aufenthalt gab es auch, man spricht dann sinnigerweise von Wohntürmen.

Der Begriff Bergfried wurde in der deutschsprachigen Burgenforschung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführt, wobei man sich an dem althochdeutschen Begriff „bergfrit” und dem mittelhochdeutschen Begriff „bervride” orientierte. Der Bergfried gilt als reiner Angriffs- und Verteidigungsturm ohne dauerhaften Aufenthalt der Burgbewohner. Diese lebten in einem eigenständigen Wohnbereich (Palas), der jedoch durchaus mit dem Bergfried in Verbindung stehen konnte. Im Unterschied zum älteren Wohnturm treten Bergfriede erstmals um oder bald nach der Mitte des 12. Jahrhunderts auf. Vom späten 12. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts prägte er die Burgenlandschaft Mitteleuropas. Es gab mehrere in Frage kommende Plätze innerhalb einer Burg für die Errichtung eines Bergfrieds. Bei einer Spornburg wie der Lichtenberg wurde er oftmals zur Angriffsseite hin verschoben, so dass seine Mauermassen die dahinter liegenden Gebäude gut decken konnten. Außerdem sicherte er häufig den Burgweg und das Zugangstor. Die Form war in der Regel gedrungen rechteckig oder quadratisch, die durchschnittliche Seitenlänge lag bei 6 – 12 m. Auch hier kann der Lichtenberger Bergfried mit seinen 11 Metern Seitenlänge als in der Norm angesehen werden.

Im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Romantik, wurde der Burgfried hauptsächlich als letzter Rückzugsort definiert. Allerdings wird das durch die neuere Forschung nicht mehr vertreten. Sicherlich hatte der Bergfried eine Schutzfunktion. Die schwere Zugänglichkeit, die Dicke der Mauern, evtl. Zinnen und ein Hocheingang belegen das. Gegen einen reinen Zufluchtsort spricht, dass er für eine effiziente, offensive Verteidigung nicht geeignet war. Er war wie ein Käfig in dem sich die Insassen selbst einsperrten. Ohne einen Entsatz von außen war ein Entkommen nicht möglich.

Heute geht man davon aus, dass der Bergfried vor allem eine bedeutende Funktion als Status- und Machtsymbol darstellte.

Der Lichtenberger Bergfried dürfte zwischen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dem frühen 13. Jahrhundert entstanden sein. Der Bau fällt damit in die Zeit der staufischen Herrschaft und weißt entsprechend Merkmale der Stauferzeit auf (ganz typisch die verwendeten Buckelquader). Er besitzt einen annährend quadratischen Grundriss von ca. elf auf elf Metern und einer Höhe von 33 Metern.  Die Mauerstärke beträgt zwischen zwei und über drei Metern.  Berechnet man die dadurch entstehende Masse, käme man auf nahezu 1000 Tonnen Gewicht. Eine beträchtliche Last, welche nicht ohne Folgen bleibt, zeigt doch das Gestein auf dem der Turm steht Risse, die auf das enorme Gewicht des Turmes zurückzuführen sind.

Der imposante Anblick wird durch eine Eckverbauung mit Buckelquadern, die einen schmalen Randschlag aufweisen, verstärkt. Buckelquader wurden wohl bewusst eingesetzt um dem Turm ein noch machtvolles Aussehen zu verleihen.

Es ist deutlich erkennbar, dass der Bergfried im oberen Teil neu aufgebaut wurde. Und tatsächlich zeigen alte Bilder und Gemälde das Gebäude als Turmstumpf von ca. 19 Metern. Ein Wiederaufbau auf die vermutete alte Höhe sowie eine Holzüberdachung erfolge Anfang der 1980er Jahre. Inwiefern eine Holzüberdachung ursprünglich vorhanden war, liegt allerdings im Bereich der Vermutungen.

Der Turm weißt zwei Eingänge nach Nordwesten und Südosten auf. Ursprünglich lag der Eingang im nordwestlichen Bereich am Tor zur Kernburg und war durch ein dreistöckiges Torhaus gesichert. Die vorhandenen Mauern und massiven Riegellöcher erzählen noch heute von der Wehrhaftigkeit dieses Gebäudes.

Der heutige Eingang im südöstlichen Bereich führte hingegen über eine Art Brücke zu Wohnbauten, die sich an die Ringmauer anlehnten und die dort von Süden nach Nordwesten verlaufende Wehrmauer.

Im Inneren ist der Turm über eine breite Holztreppe über 4 Etagen begehbar. Ein Keller bzw. Untergeschoss im Inneren unterhalb der Eingangstür ist nicht vorhanden.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die Ecken jeweils nach Norden, Süden, Osten und Westen ausgerichtet sind und so einem Angreifer am wenigsten Angriffsfläche bieten. Daher erscheint der Turm gegenüber den anderen Gebäude als im Gelände „gedreht“.

Der Bergfried ist wohl das imposanteste Bauwerk auf Burg Lichtenberg. Egal aus welcher Richtung man sich der Burg nähert, er fällt als Erstes ins Auge, was so auch durchaus beabsichtigt war. Er drückt die Macht und Bedeutung seiner Erbauer auf eindrucksvolle Weise aus.

Oftmals waren solche Blickfänge oder sogar die ganze Burg farblich gestaltet um nochmals die Bedeutung der Anlage und der Eigentümer zu unterstreichen. Hierzu gibt es für die Burg Lichtenberg allerdings keine Belege.

Die Deutsche Burgenvereinigung e.V. publizierte hierzu 1993 in ihrem Sonderheft „Putz und Farbigkeit an mittelalterlichen Bauten“ ISBN 3-8062-1069-1 interessante Beispiele und Untersuchungen.

Text: Andreas Rauch

Quellen:

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern – Pfälzisches Burgenlexikon Band III

Reinhard Friedrich “Begriffe erkunden – Bergfried“ aus “Burgen und Schlösser”, Zeiitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege 2/2022

Recherchen Andreas Rauch, Burgverwaltung

Die Burgmannen – die Winterbecher –

Nach den Burgmannen welche als Wappen die zwei Balken mit den fünf Kugeln führten möchten wir nun weitere wichtigen Burgmannenfamilien vorstellen.

Aber zuerst einmal ganz kurz: Was ist ein Burgmann und welche Aufgaben hatte er?

Seit dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert bestellten die Burgherren Burgmannen, die für die Bewachung (Burghut) und Verteidigung zuständig waren. Oft waren es recht raubeinige Gesellen, die ihrem Herren auch in „Friedenszeiten“ wohl tatkräftig bei der Durchsetzung seiner Interessen unterstützt haben dürften. Sie fungierten aber auch als Zeugen, Bürgen und Vermittler.

Burgmannen schlossen sich oft zu einer Burgmannschaft zusammen, die nach Burgmannenrecht lebte. Dieses Burgmannenrecht war nicht einheitlich, sondern von Burg zu Burg verschieden.

In Verträgen zwischen dem Herren und dem Burgmann wurden vor allem der Einsatzort, die Zeiten ihrer Anwesenheit (Residenzpflicht), zuweilen auch die erforderliche Bewaffnung und Ausrüstung festgelegt. Der Herr konnte von seinen Burgmannen auch verlangen, ihn bei seinen militärischen Unternehmungen außerhalb der Burg zu begleiten. Sie unterstanden dem Befehl des Burgherrn oder des herrschaftlichen Burgkommandanten, eines Burggrafen oder Amtmannes. Burgmannen hatten in der Regel auf der Burg bzw. in ihrer Nähe zu wohnen (Residenzpflicht).

In späterer Zeit zahlte man den Burgmannen auch Bargeld (Renten), jedoch war der  Burgmannendienst nicht nur aus finanziellen Gründen begehrt. Wichtig für den Burgmannen war vor allem der Rechtsschutz durch den Herrn sowie die Möglichkeit auf einer Burg zu wohnen und wie ein Adliger zu leben.

Aber die Zeit holte auch das Burgmannenwesen ein. Durch den Einsatz bezahlter Söldner und Soldaten und der immer geringeren Bedeutung der Burgen als Verteidigungsanlage verloren auch die Burgmannen an Bedeutung, bis sie letztendlich im Nebel der Geschichte verschwanden.

Die Winterbecher

1387           ist ein Hans Winterbecher Bergmann auf Burg Lichtenberg belegt. Ihre Geschichte dürfte aber schon Jahre vorher hier begonnen haben. Seine Ehefrau war Katharina von Schwarzenberg.

1409            baute Hans Winterbecher zusammen mit Werner von Albrich das Haus des verstorbenen Herr Genge neu auf (ab diesem Datum das Haus Winterbecher) und erhielt zusätzlich zu diesem Lehen 10 Pfund Heller Gülte (ein historischer Begriff aus dem mittelalterlichen Finanz- und Steuerwesen. Sie bezeichnete eine aus einem Grundstück an den Grundherrn zu zahlende Steuer, Abgabe, ein Pfand oder eine Geldrente). Ob es sich hierbei um den gleichen Hans Winterbecher aus dem Jahre 1409 handelt ist nicht eindeutig belegt.

1428      Hans Winterbecher „der Junge“  hat noch ein (zweites) Haus auf Lichtenberg.

Seine Ehefrau Lyse von Ingelheim darf auf dieses Haus bewittumt werden (im Todesfall des Ehemannes Aufenthaltsort der Ehefrau)

1429                     Hans Winterbecher ist noch im Besitz des Lehens wird jedoch mit dem  Beinamen Winterbecher „der Alte“ versehen.

1433                     Ein Hans Winterbecher ist mit vielen anderen von Graf Friedrich von Veldenz zu einem ritterlichen Tag nach Meisenheim geladen. Ob der Alte oder der Junge ist mit Sicherheit nicht zu sagen.

Um 1437            verstirbt Hans Winterbecher „der Alte“. Sein Sohn Wilhelm erbt das Lehen des Vaters.

1444                      Wilhelm Winterbecher wird im „Lehen- und Rentenbuch“ Herzog Stephan namentlich erwähnt.

 

1446                     das Lehen von Wilhelm Winterbecher wird bestätigt.

 

Das Siegel der Winterbecher ist an einer Urkunde von 1378 erhalten geblieben. Es zeigt einen Querbalken dem 5 schmale längliche Rechtecke aufgesetzt sind.

 

Quellen: Regionalgeschichte.net

Haarbeck: Die Grafen von Veldenz und ihre Burgmannen auf Lichtenberg 1214 – 1444

Text und Recherche: Andreas Rauch

Die Poternen auf Burg Lichtenberg

Poternen besaßen eine Reihe von Funktionen, wobei die Häufigkeit ihres Vorkommens in allen Epochen die Bedeutung für den Festungsbau unterstreicht.

Aber zunächst: Was ist eigentlich eine „Poterne“?

Mit dem Begriff „Poterne“ wird allgemein eine Schlupf-, Neben- oder Ausfallpforte in der äußeren Wehrmauer einer Befestigung bezeichnet. Er gilt eigentlich für fast jede Durchgangsöffnung, die einen von den Toren unabhängigen Kontakt zwischen der Befestigung und der davorliegenden Gegend ermöglicht.

Eine Abgrenzung zu Toren oder Nebentoren kann durchaus schwierig sein. In der Regel gilt: Poternen sind deutlich kleiner, weniger stark befestigt und nur mit einer einflügeligen Tür verschlossen. Sie waren nur für den Durchlass für ein oder zwei Personen, auf keinen Fall für Karren oder Fuhrwerke, da sie einen Schwachpunkt in der Verteidigung darstellten. Da sie dazu dienten ohne großen Aufwand in das Umland zu gelangen oder sich unbemerkt einem evtl. Feind näheren zu können oder als Fluchtmöglichkeit dienten, waren sie einfach und unauffällig gehalten oder sogar versteckt angelegt, während Tore und Nebentore durchaus repräsentativ gestaltet waren.

Im privaten Bereich können sie durchaus mit den auch heute noch üblichen Hausnebentüren verglichen werden.

Kaum eine größere Befestigung kam ohne Poternen aus.

Auch Burg Lichtenberg kann mit einigen Poternen aufwarten. Dadurch, dass die Burg über die Jahrhunderte immer größer wurde und sich die Wehrmauern entsprechend verlagerten, gibt es auf Lichtenberg auch im heutigen Innenbereich Poternen, die jedoch durch die Erweiterung ihren ursprünglichen Zweck verloren haben.

Es sollen hier eindeutig zuordenbare und vermutete Poternen vorgestellt werden.

Die erste Poterne befindet sich, vom Haupttor gesehen, in der dritten Wehrmauer gegenüber der ehemaligen Landschreiberei. Es handelt sich um eine ehemalige „Schlupfpforte“. Heute ist die Poterne vermauert und der Raum dahinter dient als Lager.

Die Zweite befindet sich direkt nach der Zehntscheune rechts und ermöglicht den Ausgang zum „Gebück“.

Eine Dritte findet sich zwischen dem Urweltmuseum Geoskop und dem Kräutergarten in nördlicher Richtung. Vor dieser Poterne rechter Hand ist ein zugemauerter Durchgang zu vermerken. Ob es sich um eine Poterne handelt ist nicht eindeutig gelegt, aber anzunehmen.

Eine weitere Poterne ist südlich am Ende des zweiten Zwingers durch den dort vorhandenen Zwingerturm angelegt. Ob sie ursprünglich in der jetzigen Form gebaut wurde darf angezweifelt werden, jedoch zeichnet Haarbeck bereits in seiner Geschichte der Kirchengemeinde Burg-Lichtenberg nebst Beiträgen zur Geschichte der Burg Lichtenberg aus dem Jahre 1906 eine Poterne an beschriebener Stelle in seinem Burgplan ein.

Östlich unterhalb der Wehrmauer des Bergfriedes direkt am 2. Halsgraben gibt es einen einen kleinen Vorsprung. In diesem Vorsprung ist noch ein vermauerter Durchlass sichtbar. Ob es sich tatsächlich um eine Poterne handelt ist nicht eindeutig belegt, jedoch spricht die Lage und Größe dafür. Durch diesen Durchlass hätten die Bewohner von der Wehrmauer oder dem dort gelegenen südlichen Palas vor die Wehrmauer gelangen können ohne bemerkt oder angegriffen werden zu können. Es bleibt allerdings eine Vermutung.

Textquelle „Mathias Piana: – Begriffe erkunden – Poterne, veröffentlicht in „Burgen und Schlösser“ Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege Ausgabe 2/2022

Text: Verwaltung Burg Lichtenberg – Andreas Rauch